Das Denken in Alternativen – Bismarcks politische Gabe

Hans-Christof Kraus über den „eisernen Kanzler“ als „weißen Revolutionär“

Hans-Christof Kraus bei seinem Vortrag über Bismarck

Hans-Christof Kraus bei seinem Vortrag

Was für ein Mann war eigentlich der „eiserne Kanzler“ Otto von Bismarck? Dieser Frage ging Hans-Christof Kraus, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Passau, in seinem Vortrag über „Leistungen und Grenzen einer Jahrhundertgestalt“ am 5. November 2015 vor über 70 Zuhörern in der Bibliothek des Konservatismus nach.

Was hat Bismarck erreicht, worin liegt seine Größe? Was hat er falsch gemacht, und was bleibt am Ende von ihm und von der Zeit, der er seinen Stempel aufgedrückt hat? Kenntnisreich und spannend schilderte Hans-Christof Kraus das Leben und die politische Karriere einer fast gescheiterten Existenz, die schließlich das Deutsche Reich gründete.

Ausführlich zeigte der Historiker aber auch die Kehrseite der politischen Größe. Chronologisch, stimmig und ohne allzu starke Kontrastierungen, dennoch die Schwächen Bismarcks nicht verhehlend, zeichnete Kraus ein Bild von Otto von Bismarck, das zeigte, daß die höchste Diplomatie und das Maßhalten die große Gabe des ersten Reichskanzlers waren. Bismarck habe, so Kraus, zeigen können, daß kluges politisches Handeln niemals nur auf den „Mantel Gottes“, niemals auf vermeintlich „unabdingbar“ oder „alternativlos“ eintretende Ereignisse warten darf, sondern stets mit Alternativen arbeiten oder wenigstens mit ihnen rechnen muß. Immer habe er neben seinen Maximalzielen, die weiteren Alternativen im Blick gehabt und so oftmals eben das Beste erreichen können, was zu erreichen war.

Hans-Christof Kraus wertete Bismarck als „weißen Revolutionär“, da er das Neue stets mit dem Alten verknüpfte, daß er auf Kontinuitäten auch dort setzte, wo er in seiner Politik Neuland betreten wollte und gelegentlich mußte. Es gelte aus der Geschichte Bismarcks, seinem Denken in Alternativen und seinem politischen Maßhalten, vielleicht nicht weise für immer, aber doch wenigstens klug für ein andermal zu werden.

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