Geschichte deuten in Zusammenhängen –
Zum Tod von Ernst Nolte

Stefan Scheil spricht in der BdK über Leben und Werk von Ersnt Nolte

Stefan Scheil sprach in der BdK über Leben und Werk von Ernst Nolte

Am 30. August 2016 fanden sich etwa 60 Zuhörer in der Bibliothek des Konservatismus (BdK) ein, um den Mannheimer Historiker Stefan Scheil über den am 18. August 2016 verstorbenen Ernst Nolte (geb. 1923) zu hören. Der Vortrag war in zwei Teile gegliedert und beschäftigte sich zunächst mit Ernst Noltes Spätwerk „Historische Existenz“, um dann Leben und Wirken des Geschichtsdenkers zu würdigen.

Mit dem Begriff der „historischen Existenz“ bezeichnete Nolte die Geschichte seit der Zeit vor etwa 5.000 Jahren. Hier liegt für ihn der Anfang jener Kategorien, die die historische Existenz durch die Ausbildung von Religion, Staat und Adel manifestieren. In Rahmen seiner Überlegungen kommt Nolte immer wieder auf die Frage nach der praktischen und der theoretischen Transzendenz des Menschen zu sprechen. Hier offenbart sich der Heidegger-Schüler Nolte, der als Philosoph zur Geschichtswissenschaft kam und sich, so der Historiker Scheil, immer der deduktiven Methode bedient habe, aus bestimmten Aussagen seine Thesen her abzuleiten. So war der Erfolg seines Buches „Der Faschismus in seiner Epoche“ auch darauf zurückzuführen, daß Nolte die Selbstäußerungen des Faschismus zur Grundlage seiner Analyse machte.

Auf diese Weise kam Nolte auch 1986 zu den Thesen, daß es einen „kausalen Nexus“ zwischen dem roten „Klassenmord“ und dem braunen „Rassenmord“ gegeben habe, und daß dabei dem kommunistischen das „faktische Prius“ gegenüber der nationalsozialistischen Massenvernichtung zukomme. Dies wurde zum Anlaß des sogenannten „Historikerstreits“, der eigentlich der Angriff eines Philosophen (Jürgen Habermas) auf einen anderen Philosophen (Ernst Nolte) war. Es ging Noltes Gegnern vor allem darum, die These von der deutschen Kollektivschuld durchzusetzen. Dabei, so Scheil, spielte ein große Rolle, daß der bis dahin gültige antitotalitäre Konsens von der Linken aufgekündigt und an dem bürgerlich-liberalen Historiker Ernst Nolte ein Exempel statuiert wurde. Nolte ging es als philosophisch geschultem Historiker eben nicht nur eine Analyse des Vergangenen im Detail, sondern um die Deutung größerer Zusammenhänge, ja letztlich um die historische Existenz.

Den Video-Mitschnitt des Vortrages sehen Sie demnächst hier auf BdK-Berlin.org

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