„Martin Luther hat der Jugend auch heute viel zu sagen“

Karlheinz Weißmann über die bleibende Bedeutung des Reformators

Karlheinz Weißmann

„Martin Luther für junge Leser“ – so lautet der Titel des neuen Buches, das Karlheinz Weißmann am 20. April 2017 in der BdK vorstellte. Die meisten der rund 70 Gäste, denen Weißmann als Historiker und konservativer Theoretiker bekannt war, erlebten den Göttinger Studienrat erstmals als Religionspädagogen und motivierten evangelischen Religionslehrer.

Gleich zu Beginn erläuterte Weißmann die Beweggründe für seine Edition: Die wichtigsten Gestalten der deutschen Geschichte seien der Jugend weithin nicht mehr bekannt. Das gelte auch für Luther. Das Reformationsjubiläum 2017 sei daher ein willkommener Anlaß, die jüngere Generation wieder neu an Luther heranzuführen.

Dreierlei  sei ihm als Autor dabei wichtig gewesen: Zum einen, den Band so zu gestalten, daß auch (aber nicht nur) junge Leser Zugang zu Leben, Werk und Wirken des Reformators finden. Dem dienten die Illustrationen des Leipziger Malers Sascha Lunyakov sowie zusätzliche, erläuternde Randglossen zum Text. Zum anderen, so Weißmann, habe er inhaltlich deutlich machen wollen, daß Luther die Verkündigung seiner reformatorischen Überzeugungen nicht als „Job“, sondern als persönlichen Auftrag, als Berufung Gottes an ihn verstanden habe. Die Rede vom „Prophet der Deutschen“ habe hier ihren Ursprung. Zum dritten sei es von entscheidender Bedeutung, daß Luther die Reformation nur im Zusammenhang mit seinem Volk und seiner Nation habe durchführen können. Das zeige sich unter anderem daran, daß die Reformation überall dort zum Stillstand gekommen sei, wo die deutschen Sprachgrenzen erreicht wurden. Auch mache die Übersetzung der Bibel ins Deutsche die enge Verbundenheit Luthers mit seinen Landsleuten deutlich: vor allem den Deutschen habe die Reformation gegolten, ihnen sah er sich verpflichtet.

Weißmann kritisierte, daß die Gestalt Martin Luthers und die Anliegen der Reformation heute weitgehend als historische Themen behandelt würden. „Martin Luther ist hochaktuell und hat der Jugend auch heute noch viel zu sagen“, so Weißmann. Er selbst merke das immer wieder, wenn er mit seinen Schülern Texte von Martin Luther durcharbeite. Das koste zwar viel Mühe, werde von den Schülern jedoch stets als großer Gewinn erachtet.

In der Aussprache wurden noch einmal die theologischen Anliegen Luthers aufgegriffen. Dabei wurde beklagt, wie weit sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) von den Anliegen Luthers entfernt habe. Ähnlich wie vor ihm bereits Norbert Bolz und Heimo Schwilk, so kritisierte auch Weißmann die Funktionalisierung des Reformators für gesellschaftspolitische Zwecke. Eine Kirche, die Luthers Ruf folgen wolle, müsse das Reich Gottes verkündigen, statt sich an gesellschaftspolitischen Experimenten zu beteiligen.

Die Bibliothek des Konservatismus (BdK) ist ein Ort konservativen Denkens und Schaffens in Berlin. Sie dient gleichermaßen dem Sammeln und Erhalten konservativer Literatur, wie der Weiterentwicklung konservativen Gedankenguts durch Vorträge und Publikationen.

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