Kleinstaaten sind großen politischen Einheiten überlegen

Philipp Bagus sprach über die ökonomischen und politischen Risiken von Großstaaten

Philipp Bagus

Am 18. Mai 2017 sprach der Ökonom Philipp Bagus vor rund 60 Zuhörern in der Bibliothek des Konservatismus über sein neues Buch „Wir schaffen das – alleine! Warum kleine Staaten einfach besser sind“. Der Ludwig-Erhard-Preisträger wies darauf hin, daß kleine Staaten ihren Bürgern stets mehr Nutzen, wirtschaftlichen Erfolg und Freiheit bringen als große Staatsgebilde wie beispielsweise die Europäische Union. Großstaaten hätten eine Tendenz zum Zentralismus und zu einer nicht möglichen Autarkie. Beides führe zu Eingriffen in die Rechte der Bürger und die wirtschaftliche Freiheit. Die Intervention des Staates in allen Lebensbereichen (Wirtschaft, Bildung, Famile etc.) steige mit zunehmender Größe an. Dagegen seien Kleinstaaten effizienter und stabiler, auch weil sie es seien müßten, so Bagus. Ein Kleinstaat müße ein Höchstmaß an bürgerlichen und wirtschaftlichen Freiheiten garantieren, um seine Bevölkerung zu halten und nicht durch Auswanderung auszubluten.

Erfolge könnten kleine Staaten zudem nicht durch Expansion und kriegerische Mittel erzielen, da Militär und Krieg teuer seien und es sich nicht rechne, diese durchzuführen. Großstaaten dagegen könnten diese Kosten bewältigen und seien aggressiver und expansiver. Es zeige sich, so der Madrider Wirtschaftswissenschaftler, daß auch historisch gesehen Kleinstaaten deutlich wohlhabender seien und die Sicherheit ihrer Bürger deutlich besser schützen würden. Außerdem würde mit der Größe einer politischen Einheit und der steigenden Entfernung des politischen Entscheidungsträgers zum Bürger die Korruption ansteigen. So sei es selbstverständlich, daß man den Bürgermeister eines Dorfes persönlich kenne und ihn auch zu Rede stellen könne. Bis zu einem gewissen Grade seien politische Fehlentscheidungen noch bestimmten Personen zuzurechnen, doch, so Bagus, wie schaue es mit der EU aus? Wer trage dort Verantwortung, weit weg in Brüssel, in einer Bürokratie, die fast die personellen Ausmaße eines Kleinstaates wie Malta oder Liechtenstein habe? Für den Ökonomen stellt die EU nicht Europa dar, sondern nur ein großes Staatsungetüm innerhalb Europas.

Die beiden „Totschlagargumente“, die EU habe Frieden gebracht und große Einheiten seien im Zeitalter der Globalisierung überlebensnotwendig, verwies Bagus in das Reich der Fabel. Staaten wie die Schweiz und Liechtenstein seien höher industrialisiert als fast alle anderen Nationen, sie hätten die europäischen Kriege friedlich als Neutrale überdauert und ihr Wohlstand suche weltweit seinesgleichen. Die EU sei letzlich nur durch Druck von außen entstanden, aufgrund der Gefährdung durch Stalin und den Sowjetkommunismus. Desweiteren würde die EU weder den Wettbewerb noch wirtschaftliche oder politische Effizienz noch den Wohlstand fördern, sondern lediglich den Wohlstand der reicheren Länder zu den ärmern Ländern hin umverteilen. Struktur- und wirtschaftsschwache EU-Länder hätten gar keinen Anreiz, sich zu reformieren und Erfolg zu haben, weil sie aus Brüssel bezuschußt würden, während der Erfolg von EU-Staaten mit höheren Nettozahlungen nach Brüssel „bestraft“ würde. In einem Europa, in dem die Staaten auf einem gemeinsamen Markt im friedlichen Wettbewerb miteinander stünden, würden auch schwache Staaten effizienter, stabiler und wohlhabender. Für Philipp Bagus steht fest, daß vielfältig gestaltete Kleinstaaten großen politischen Einheiten überlegen sind und ihren Bürgern mehr Vorteile bringen.

Einen Mitschnitt der Buchvorstellung finden Sie demnächst hier.

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