Helmut Lethen: Der Sommer des Großinquisitors – Über die Faszination des Bösen

Startseite/Veranstaltungen/Helmut Lethen: Der Sommer des Großinquisitors – Über die Faszination des Bösen

Mittwoch, 19. April 2023, 19 Uhr: Buchvorstellung
Eintritt 10 Euro pro Person (ermäßigt 5 Euro) an der Abendkasse.

Helmut Lethen (Foto: Anna Weise)

Helmut Lethen entdeckt eine literarische Gestalt, die entscheidende politische Entwicklungen vorweggenommen hat: den Großinquisitor, der in der gleichnamigen Legende Dostojewskis den auf die Erde zurückgekehrten Jesus wie einen Häretiker auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen will. Diese Verkörperung des Bösen wird zum Ausgangspunkt in Lethens literarischer Untersuchung, in der er einen Bogen schlägt von den Schwarzen Messen des Fin de Siècle über den Kult des Bösen in den historischen Avantgarden und die französischen „Salonnihilisten“ bis in unsere Gegenwart.

Der Großinquisitor wird von Lethen als Inkarnation des Bösen und Repräsentant eines kalten, politischen Machtapparats gedeutet. Lethen zeigt, wie präsent der Großinquisitor in den Schriften der politischen Philosophie des 20. Jahrhunderts war. Egal, ob als Denkfigur der Realpolitik bei Max Weber oder als regelrechtes Idol bei Carl Schmitt und bei Helmuth Plessner. Wo immer der Großinquisitor auftaucht, wird in Lethens Untersuchung nicht nur das kalte, moralbefreite Denken erfahrbar, sondern auch die dahinterstehenden historischen Verwerfungen und Brüche. Lethen zieht die Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart und zeigt darüber hinaus, wie tief die aus der orthodoxen Kirche heraus begründete Aversion gegen den Westen im russischen Bewußtsein verankert ist.

Helmut Lethen, geboren 1939, lehrte von 1977 bis 1996 an der Universität Utrecht, anschließend übernahm er den Lehrstuhl für Neueste Deutsche Literatur in Rostock. Von 2007 bis 2016 leitete er das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien. Sein Buch „Verhaltenslehren der Kälte“ (1994) gilt als Standardwerk, „Der Schatten des Fotografen“ (2014) wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Seine Autobiographie „Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht schlau genug“ (2020) wurde vielfach besprochen und diskutiert. Zuletzt erschienen ist „Der Sommer des Großinquisitors“ (2022).

Anmeldungen richten Sie bitte an:

 

Es werden keine individuellen Anmeldebestätigungen versandt. Sofern Sie keine gegenteilige Nachricht von uns erhalten, gilt Ihre Anmeldung als bestätigt.

Die Bibliothek des Konservatismus (BdK) ist ein Ort konservativen Denkens und Schaffens in Berlin. Sie dient gleichermaßen dem Sammeln und Erhalten konservativer Literatur, wie der Weiterentwicklung konservativen Gedankenguts durch Vorträge und Publikationen.

Mehr Informationen...

Kategorien