„Das Licht der Flamme Hans Scholls scheint bis heute in der Welt“

Robert M. Zoske über Hans Scholl und die Widerstandsgruppe Weiße Rose

Robert M. Zoske

Am 26. September 2018 stellte Robert M. Zoske sein aktuelles Buch „Flamme sein! Hans Scholl und die Weiße Rose“ vor. Hans Scholl, der am 22. September 100 Jahre alt geworden wäre, ist zusammen mit seinem Freund Alexander Schmorell (1917 bis 1943) der intellektuelle Kopf der Weißen Rose gewesen. Der studierte Theologe Zoske zeigte in seinem Vortrag die Einflüsse auf, die den Widerständler zu seinem Tun bewegten. Dabei verwies er auf die Entwicklungen und Brüche der Person Hans Scholl, der in verschiedenen Phasen verschiedene Antworten auf die Situation gegeben hätte. Die vielfachen Prägungen hätten ihn zu einem Ausnahmecharakter gemacht, der sich aus christlichem Gewissen zum Handeln gegen das NS-Regime gezwungen sah.

Zoske erläuterte die sechs wichtigen Einflüsse, die den Schlüssel zur Persönlichkeit dieses außergewöhnlichen Mannes ausmachten. Zunächst das Elternhaus, das durch die Mischung der Liberalität des Vaters und der Religiosität der Mutter tiefen Eindruck auf alle der Geschwister Scholl gemacht hätte. Hans war zudem Mitglied in der Jungenschaft dj.1.11, die sich durch ein besonderes Elitebewußtsein auszeichnete und ihm, der stets zu den Besten gehören und anführen wollte, sehr entgegenkam. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Bisexualität Scholls, die ihn in Konflikt mit dem Regime und die persönlich empfundene Scham einbrachte, ein „175er“ zu sein. Als bereits Wehrdienstleistender aus der Kaserne geholt zu werden, 17 Tage in Haft zuzubringen, die intime Liebesbeziehung mit einem Freund aus der Jugendgruppe zu gestehen und nur aufgrund einer Amnestie straffrei auszugehen, trugen zu einer Sinnkrise des inzwischen 18jährigen bei. Seine Mentalität, die zu Melancholie, Nachdenken und Alleinsein angelegt war, sei ihm eine Hilfe gewesen, für sich allein sein Leben zu durchdenken, seine Gedanken aufzuschreiben und Gedichte zu verfassen, die stark durch Stefan George beeinflußt waren, aber mehr und mehr auch eigenständige christliche Züge und Motive aufwiesen.

Scholl durfte in München ein Studium der Medizin beginnen, verbunden mit der Tätigkeit im Sanitätsdienst der Wehrmacht. Im Sommer 1940 in Frankreich im Lazarett eingesetzt, schienen ihm der Krieg und sein Tun darin sinnlos und falsch. Er habe junge Männer wieder zusammenzuflicken, nur damit diese sogleich wieder an die Front geschickt würden, notierte Scholl in Tagebuch und Briefen. Einen weiteren großen Eindruck machte Rußland auf ihn. Durch seinen Kriegseinsatz dort lernte er die Weite und tiefe Seele dieses Landes schätzen. Über seinen Kommilitonen und Freund, den russischstämmigen Alexander Schmorell, kam das metaphysische Rußland mit seiner orthodoxen Frömmigkeit hinzu. Für Zoske müßte die Weiße Rose eigentlich Alexander Schmorell-Hans Scholl-Gruppe heißen, da diese beiden die Vordenker waren, den Widerstand begannen, die Flugblätter verfaßten und somit die eigentlichen Initiatoren und Hauptprotagonisten waren.

An diesen Mann wolle er erinnern, so Zoske, um zu zeigen, daß Hans Scholl unterschiedliche Entwicklungstufen durchlaufen habe und wir in den verschiedenen Lebensphasen immer aufs Neue einem anderen Hans Scholl begegnen. Die Eindrücke und Erfahrungen, die er machte, brachten ihn, gerade aufgrund seiner Prägungen, schließlich dazu, aktiv Widerstand gegen das Regime zu leisten. Ohne die Gesamtheit dieser Prägungen hätte sein Lebensweg aber durchaus anders verlaufen und er aufgrund seiner Fähigkeiten auch einen anderen Weg einschlagen können. So aber wurde Hans Scholl im Februar 1943 gemeinsam mit seiner Schwester Sophie Scholl beim Verteilen eines Flugblattes, das zum Kampf gegen die NSDAP aufrief, verhaftet. Am 22. Februar 1943 wurden er, Sophie und ihr Mitstreiter Christoph Probst um 10 Uhr dem Volksgerichtshof unter Roland Freisler vorgeführt und um 12 Uhr 30 zum Tod durch das Fallbeil verurteilt. Die Vollstreckung erfolgte dann bereits kurz nach 17 Uhr. Das für solche Fälle vorgefertigte Protokoll wurde maschinell um das „besondere Vorkommnis“ ergänzt, daß Hans Scholl „Es lebe die Freiheit!“ gerufen habe, bevor er enthauptet wurde.

Am Ende zitierte der Referent noch ein Wort Hans Scholls: „Nur der Mensch inmitten seiner Welt // ist wie ein Feuer, das unruhig flackert // und uns unscheinbar entfacht, brennt // und verglüht.“ Scholl habe andere aufgefordert, eine Flamme zu sein, so Zoske abschließend, er sei dies auch selbst gewesen und das Licht dieser Flamme scheine auch heute noch vorbildhaft für uns, in Deutschland und in der Welt.

 

Einen Videomitschnitt des Vortrages sehen Sie demnächst hier.

 

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