Der Schuld-und-Sühne-Komplex der Eliten spaltet die Gesellschaft

Raymond Unger über die Generation der Wiedergutmacher

Raymond Unger

Am 21. November 2018 stellte der ehemalige Therapeut Raymond Unger sein neues Buch „Die Wiedergutmacher – Das Nachkriegstrauma und die Flüchtlingsdebatte“ vor. In seinem Vortrag widmete er sich den Babyboomer-Eliten in Deutschland, die aufgrund generationenübergreifender Schuld-und-Sühne-Komplexe mit ihren Entscheidungen für eine „Willkommenskultur“ die Gesellschaft gespalten hätten. Infolge der Weitergabe von nichtverarbeiteten Kriegstraumata an die nächste Generation habe dies zur heute so verbreiteten Konformität, Selbstzensur und übertriebenen politischen Korrektheit geführt.

Unger, der selbst unter dem transgenerationalen Trauma litt, hat als Therapeut, bildender Künstler und Buchautor („Die Heimat der Wölfe“, 2016) lange Zeit an zur Thematik gearbeitet und ließ immer wieder auch seine persönlichen Erfahrungen in die Lesung einfließen. Unsere Gesellschaft erlebe seit 2015 dramatische Umbrüche, die alle Problemfelder seiner eigenen familiären Herkunft widerspiegelten: Bombenkrieg, Flüchtlingskrise und Fundamentalreligion. Sein Vater habe den Hamburger Feuersturm erlebt, seine Mutter sei aus den deutschen Ostgebieten vertrieben worden und die Familie selbst gehörte einer fundamentalistischen christlichen Freikirche an. Daher, so Unger, entdecke er in der islamischen Massenmigration aus Bürgerkriegsländern nach Deutschland vieles ihm vertraute, das er selbst erst nach jahrelanger Aufarbeitung überwunden habe. Deshalb sorge ihn das Wiedererstarken von überwunden geglaubten, religiös fundamentalen Orientierungen und die falsche Rücksichtnahme darauf, wie sie in unserer Gesellschaft praktiziert würden. Diese falsche Toleranz führe zur Weigerung, die Folgen einer übermäßigen Zuwanderung in unsere fragile, liberale, säkulare Gesellschaft zu bedenken. Es zeuge zugleich von Unreife und Infantilität prägender Teile der deutschen Gesellschaft.

In seinem Vortrag begab sich der Künstler auf die Suche nach den Gründen für die „moralische Infantilisierung“ der deutschen Eliten. Die sogenannten Babyboomer der Jahrgänge von 1955 bis 1969 hätten heute sowohl Politik als auch Medien in ihren Händen. Diese „Nebelkinder“ hätten aufgrund der vererbten Traumata eine einzige Gewißheit, die ein nebulöses und doch ständig präsentes Gefühl sei: nämlich das der Schuld. Diese unreife, kindliche Einstellung, die ein Erwachsenwerden im Sinne der Realität des Lebens verhindere, habe zu einer heute prägenden Generation von infantilen Eliten geführt, die jene nebulöse Schuld kindlich zu überwinden trachte. Als „Wiedergutmacher“ setzten diese Kriegsenkel letztlich die Stabilität der deutschen Gesellschaft aufs Spiel. So handele der Großteil der prägenden Eliten unseres Landes nur auf Basis einer kindlichen Gesinnung, sei aber unfähig, erwachsene, auf Verantwortung basierende und damit auch manchmal harte Entscheidungen zu fällen.

 

Das Video des Vortrags sehen Sie demnächst hier auf unserer Seite.

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