Die Errichtung und Bewahrung einer guten Ordnung entspricht dem rechten Denkstil (Video & Podcast)
Warum die Rede von „Rechten“ und „Linken“ auch künftig sinnvoll ist

Karlheinz Weißmann bei seinem Vortrag
Am 13. Juni 2025 stellte der Göttinger Historiker und Publizist Karlheinz Weißmann sein neues Buch Rechts oder links – Von der Notwendigkeit politischer Unterscheidung vor. Er erklärte, daß man der Unterscheidung in eine Rechte und eine Linke nicht entkommen werde, auch wenn Vorbehalte dagegen verbreitet seien. Mit Selbstverständlichkeit seien noch heute die meisten Menschen in der Lage, sich entsprechend zu verorten. Weißmann führte eine Umfrage aus Frankreich aus dem Jahr 2018 als Beispiel an. Zwar hätten dort 73 Prozent der Befragten die Links-Rechts-Unterscheidung für unbrauchbar erklärt, aber 76 Prozent seien problemlos in der Lage gewesen, ihren eigenen Standpunkt auf einer Skala von links nach rechts anzugeben. Ein ähnliches Bild zeige sich in Deutschland. Anhänger der Grünen und der SPD betrachteten sich selbstverständlich als links, die der FDP und der Unions-Parteien nähmen ihre Positionierung in der Mitte vor und die der AfD auf der Rechten.
Dies sei damit zu erklären, daß für die politische Positionierung weniger eine ausformulierte oder durchdachte Weltanschauung notwendig sei als ein bestimmter Denkstil. Zur Erläuterung bezieht sich Weißmann auf den polnisch-jüdischen Philosophen Ludwig Fleck. Ein Denkstil charakterisiere eine Denkgemeinschaft, und es handele sich dabei um ein „gerichtetes Wahrnehmen mit entsprechendem gedanklichem und sachlichem Verarbeiten des Wahrgenommenen“. Das könne, müsse aber nicht zu einer stabilen und kohärenten Vorstellungsweise führen.
Was den Denkstil der Linken und den Denkstil der Rechten unterscheidet, könne am besten geklärt werden, wenn man die Art und Weise betrachte, wie sie Schlüsselfragen verarbeiten. Weißmann nannte als Beispiel die Frage nach der „richtigen sozialen Ordnung“. Fraglos sei für die Linke das ausschlaggebend, was Bakunin, der „Erzvater der Anarchisten“, das „Gesetz der Gleichheit“ genannt habe. Dieses „Gesetz der Gleichheit“ kenne keine Ausnahme und werde auf Nationen, Klassen, Körperschaften und Individuen gleichermaßen angewendet. Dementsprechend gehöre zum „linken Minimum“ immer noch der ausgeprägte Antipatriotismus.
Rechts stehe man solchem Egalitarismus, dieser „Plattwalzungsidee des abstrakten Universalismus“, seit jeher scharf ablehnend gegenüber. Weißmann hob hervor, daß für die Rechte Menschen selbstverständlich als Geschöpfe mit derselben Würde ausgestattet seien, aber trotzdem qualitativ ungleich seien im Hinblick auf ihr geistiges Vermögen, die Güte ihres Charakters und ihre besonderen Fähigkeiten. Wenn diese Unterschiede bestritten würden, sei das kein Ausweis der Humanität sondern der Inhumanität und bereite „der schlimmsten Tyrannei“ den Boden. Aus rechter Perspektive fehle einer auf Gleichheit beruhenden Form des Zusammenlebens das Entscheidende: Gliederung, Treuepflicht und Autorität. Auf der rechten Seite werde die Absicht verfolgt, eine gute Ordnung zu stiften und zu erhalten. Diese Absicht entspreche dem alten griechischen Begriff der eunomía, der guten Ordnung. Die eunomía sei zusammen mit ihren Schwestern díkē (Gerechtigkeit) und eirḗnē (Frieden) in der Antike kultisch verehrt worden. Weißmann schloß seinen Vortrag mit den Worten: „Die drei gehören zusammen: Ordnung – Gerechtigkeit – Frieden. Das ist die Trias, um die es im eigentlichen geht.“
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