Die historischen Erfolge des Liberalismus und sein politischer Niedergang

Hans Fenske über die Geschichte des deutschen Liberalismus

Hans Fenske

Am 9. Oktober 2019 stellte Hans Fenske sein neues Buch „Der deutsche Liberalismus – Ideenwelt und Politik von den Anfängen bis zur Gegenwart“ vor. Der Historiker zeichnete die Entwicklung des Liberalismus in Deutschland, von den theoretischen Anfängen im 17. Jahrhundert über die politische Wirkmächtigkeit bis in unsere heutige Zeit nach. Sein Vortrag bot dabei eine Gesamtschau dieses über 800 Seiten starken Standardwerkes der Liberalismusforschung.

Die geistesgeschichtlichen Anfänge des Liberalismus seien in der Mitte des 17. Jahrhunderts zu finden, so Fenske. Die Nachhaltigste Wirkung habe John Locke entwickelt, der mit seiner Abhandlung über die Regierung aus dem Jahre 1690 die entstandenen Ideen des Liberalismus zusammengefaßt und auf den Punkt gebracht habe. In Deutschland fänden sich die frühesten liberalen Gedanken im Simplicissimus von Grimmelshausen aus dem Jahre 1668. Im 18. Jahrhundert mehrten sich die Stimmen von Intellektuellen und Professoren, die liberale Ansichten vortrugen. Diesen ging es um die Freiheit des einzelnen Menschen, das volle private Eigentum und gegen Eingriffe des Staates in die Wirtschaft. Freiheit sei der Menschen Eigentum war eine der Hauptparolen des Liberalismus, dessen Befürworter sich politisch für die konstitutionelle Monarchie als Staatsform einsetzen, also die Teilung der Macht durch Krone und Parlament. Diese, und die sich daraus ergebenden Grundsätze, bildeten die Ideenwelt des Liberalismus, die damit am Anfang des 18. Jahrhunderts komplettiert sei und sich bis heute im Kern nicht verändert habe, so Fenskes Überzeugung.

Vom späten 18. Jahrhundert bis zum frühen 20. Jahrhundert sei der Liberalismus in Europa und Nordamerika eine politische Kraft von außerordentlicher Bedeutung gewesen. Ihre Ideen der Parlamentarisierung, der Ausweitung des Wahlrechts, des Privateigentums, der Marktwirtschaft und des Rechtsstaats hätten sich auf breiter Basis durchgesetzt. Der Preis dieser Erfolge sei aber ein ständiges Schrumpfen der liberalen Parteien gewesen. Im 19. Jahrhundert seien die Liberalen am stärksten in den Parlamenten vertreten gewesen, hätten aber oftmals gegenüber den politisch kleineren, aber einflußreicheren Konservativen das Nachsehen gehabt. Mit der Verwirklichung liberaler Ideen sei dann mit den Sozialdemokraten ein weiterer Konkurrent um die Stimmen der Wähler aufgetaucht. Im 20. Jahrhundert seien die kleine liberalen Parteien politisch auch noch einflußreich gewesen, allerdings nur in Koalitionen. Die Verwirklichung von  Rechtsstaat und Freiheitsrechten für die Bürger hätten die Ideen des Liberalismus zum Ziel geführt und paradoxerweise dann den Wählern die Gründe genommen, weiter die Liberalen zu wählen. Die Aussicht für liberale Parteien, künftig Wahlerfolge zu erzielen, sah Fenske abschließend eher pessimistisch. Die Perspektiven der Liberalen seien derzeit nicht gut.

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