Die Kunst der konservativen Herzlichkeit – oder: Warum Anstand heute cool ist

Alexander von Schönburg über die Kunst des lässigen Anstands

Alexander von Schönburg

Am 31. Oktober 2018 sprach Alexander von Schönburg über sein neues Buch „Die Kunst des lässigen Anstands: 27 altmodische Tugenden für heute“. Dabei warb er dafür, sich nicht von denjenigen schrecken zu lassen, die Konventionen bekämpften oder als spießig brandmarkten. Im Gegenteil sei Anstand etwas Schönes, Lässiges, ja geradezu Cooles. Man adele sich selbst damit, beeinflusse andere positiv und könne mit einem guten Gefühl ein guter Mensch sein.

Der Bestsellerautor sprach in seinem anekdotenreichen Vortrag auch über die Entwicklung und den heutigen Stand des Konservatismus. Er selbst sei als Jugendlicher Mitte der 80er Jahre mit einer Handvoll Mitstreiter nach Berlin gefahren, um gegen die Mauer zu demonstrieren. Alle Leser der konservativen Theoriezeitschrift Criticón von Caspar von Schrenck-Notzing hätten sich persönlich gekannt, und das seien damit gefühlt alle Konservativen gewesen, die es seinerzeit gegeben habe. Doch heute sehe das schon anders aus, und er freue sich, daß es ein kleines konservatives Revival gebe. Das habe auch damit zu tun, daß viele Menschen den Kampf gegen Konventionen, gutes Verhalten, eben gegen den Anstand, satt hätten. Sein Buch sei der Versuch, gerade den Deutschen klarzumachen, daß Anstand nichts mit Verzicht, Strenge und Einschränkungen zu tun habe. Vielmehr ginge es um Erfüllung auch der eigenen Persönlichkeit, um gutes Miteinander und damit auch das eigene Wohlbefinden und das der Mitmenschen. Die Verbindung der griechischen Philosophie mit dem Christentum sei im Mittelalter im Ideal der Ritterlichkeit verwirklicht worden. Dieses Ideal sei auch heute etwas Erstrebenswertes, weil es den Anderen und auch einen selbst erhebe und Respekt, Persönlichkeit und Miteinander schaffe. Das moderne „anything goes“ verkümmere den Menschen. Dem Egoismus, der Vereinzelung, der Unverbindlichkeit, der gegenseitigen Rücksichtslosigkeit seien viele nicht nur überdrüssig, junge Leute empfänden dies sogar als uncool und sehnten sich nach mehr Ritterlichkeit im Miteinander.

Ein Konservatismus, der Tugenden bejahe, Anstand vorlebe und die Regeln des Miteinander achte, sei heute angesagt, so Schönburg. Mehr und mehr verstünde man, daß Hedonismus und persönliche Befriedigung am Ende doch unbefriedigend seien und daß ein lässiges Streben nach den Idealen des menschlichen Anstands echte persönliche Befriedigung geben könne. Dabei sei es wichtig, daß man sich nicht zum Moralapostel erhebe. Wenn Konservative, die immer die besseren Argumente hätten, sich nicht im Ton vergriffen oder beleidigten, sondern vielmehr ihre Sache mit den Tugenden der Herzlichkeit, Freundlichkeit und auch des frohen Mutes vortrügen, sei ihm um den Anstand in der Gesellschaft nicht bange, so der Chef des Hause Schönburg-Glauchau. Nach dem Kampf der ’68er und ihrer Epigonen gegen Anstand und Tugend hätten diese inzwischen so ultimativ gesiegt, daß gerade bei jüngeren eine Gegenbewegung eingesetzt habe. Der Konservatismus könne so zum Trendsetter einer neuen Ritterlichkeit werden. Wenn wir dies mit der uns eigenen Herzlichkeit vertreten, resümierte Alexander Schönburg, dann seien wir Konservative heute cool.

Ein Video des Vortrages sehen Sie demnächst hier auf unserer Internetseite.

Die Bibliothek des Konservatismus (BdK) ist ein Ort konservativen Denkens und Schaffens in Berlin. Sie dient gleichermaßen dem Sammeln und Erhalten konservativer Literatur, wie der Weiterentwicklung konservativen Gedankenguts durch Vorträge und Publikationen.

Mehr Informationen...

Kategorien