Die Wahrheit der unaufgeklärten Vergangenheit erinnern

Michael Wiesberg über 25 Jahre „Anschwellender Bocksgesang“ von Botho Strauß

Michael Wiesberg in der BdK

Am 7. Februar 2018 stellte der Publizist Michael Wiesberg den von ihm verfaßten Band 6 der Schriftenreihe ERTRÄGE unter dem Titel „Erinnerung als Dichterpflicht – 25 Jahre ,Anschwellender Bocksgesangʼ von Botho Strauß“ vor. Straußʼ Essay erschien am 8. Februar 1993 im Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel und wurde seinerzeit als konservative Kampfansage gegen den linksintellektuellen Konsens der alten Bundesrepublik aufgefaßt.

Die Kontroverse aus jener Zeit begleitet bis heute jede neue Veröffentlichung des Dramatikers. Die Wirkung des „Bocksgesangs“ wurde noch verstärkt, als Heimo Schwilk und Ulrich Schacht diesen und über 20 weitere Essays im Jahre 1994 unter dem Titel „Die selbstbewußte Nation“ veröffentlichten und damit die Furcht einer konservativen Tendenzwende im linksliberalen Mainstream weiter befeuerten.

Auf die Wirkungsgeschichte des Essays ging Wiesberg ein, ließ aber vor allem Botho Strauß selbst sprechen und zeichnete aus Zitaten des Autors – sowohl aus dem „Bocksgesang“ als auch aus anderen Werken – dessen Denken nach. Zentral sei diesem Denken die Forderung, „rechts zu sein, nicht aus billiger Überzeugung, sondern von ganzem Wesen, das ist, die Übermacht einer Erinnerung zu erleben, die den Menschen ergreift, weniger den Staatsbürger, die ihn vereinsamt und erschüttert, inmitten der modernen, aufgeklärten Verhältnisse, in denen er sein gewöhnliches Leben führt„. Hierin finde sich die ganze Essenz des „Anschwellenden Bocksgesangs“. Die Absage an die Nachkriegsintelligenz der Bundesrepublik ebenso wie die Rückerinnerung an eine unaufgeklärte Vergangenheit.  Es sei dieses kunstvolle Erinnern (im Sinne der griechischen Anamnesis), in dem Strauß seine Pflicht als Dichter erblicke. In der Dichtung allein liege die Möglichkeit, „das Deutsche“ und dessen Mythos zu bewahren. „Außerhalb des Dichters“, so Wiesberg mit einem Zitat von Strauß, könne nichts eigentlich deutsch sein.

Botho Strauß könne, so Wiesberg abschließend, dem modernen Sinnverlust mit „historischem Bewußtsein“ begegnen und die Gegenwart als „geschichtlich gewordene“ in Blick nehmen. Die so gewonnenen Einsichten des „Bocksgesangs“ träten heute, 25 Jahre später, deutlich zutage.

 

Michael Wiesbergs Buch „Erinnerung als Dichterpflicht“ (ERTRÄGE 6) können Sie zum Preis von 9,95 EUR hier bestellen.

 

Die Bibliothek des Konservatismus (BdK) ist ein Ort konservativen Denkens und Schaffens in Berlin. Sie dient gleichermaßen dem Sammeln und Erhalten konservativer Literatur, wie der Weiterentwicklung konservativen Gedankenguts durch Vorträge und Publikationen.

Mehr Informationen...

Kategorien