Die Wiege des George-Kreises stand in Berlin

Jürgen Egyptien über den Dichter und Propheten Stefan George

Jürgen Egyptien

Am 5. Dezember 2018 stellte Jürgen Egyptien sein neues Buch „Stefan George  – Dichter und Prophet“ vor. Der Aachener Germanistikprofessor wählte aus seiner Biographie des Dichters eigens die Beziehung von Stefan George (1868–1933) zu Berlin aus. Während dessen Zeit in der deutschen Hauptstadt konnte er wichtige Kontakte, Freundschaften und Werkgemeinschaften knüpfen, die den George-Kreis mitbegründeten und ihn als Dichter bekannt machten. So waren bei Georges erster Lesung in der Wohnung des befreundeten Künstlerpaares Sabine und Reinhold Lepsius so prominente Persönlichkeiten wie Rainer Maria Rilke, Marie von Bunsen, Georg Simmel, Lou Andreas-Salomé oder Karl Wolfskehl anwesend. Der Überlieferung nach ein atemberaubender Abend, der den Teilnehmern damals geradezu als „Gottesdienst“ erschienen sei.

Egyptien zeigte auf, daß sich die für George zentralen Elemente der Dichtung, der Gemeinschaft mit anderen Künstlern und des Vortrages bereits in Berlin verfestigten und hier das Fundament für die Verehrung Georges gelegt wurde. Am wichtigsten sei die Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem Künstler Melchior Lechter gewesen. Dieser sei es gewesen, der George Richard Wagner und dessen Konzept des Gesamtkunstwerkes nahebrachte. Der Jugendstilkünstler Lechter und George seien eine Werkgemeinschaft eingegangen, dessen sichtbarstes Zeichen, das großformatige Gemälde Die Weihe am mystischen Quell gewesen sei, in welchem Lechter dem Geweihten die Gesichtszüge von Stefan George verliehen habe. In dieser wechselseitigen künstlerischen Befruchtung und Arbeitsgemeinschaft zeige sich schon das für George und seinen Kreis typische Verhältnis. George habe die Bewunderung seiner Jünger und die daraus erwachsene Autorität als Meister erhalten, weil nicht nur sein Werk auf andere gewirkt habe, sondern er auch die Wirkung anderer aufgenommen und sie in ihren Projekten unterstützt und inspiriert habe. Nicht Unterordnung unter und Ausnutzung durch George, sondern vielmehr eine Gemeinschaft auf Gegenseitigkeit sei der George-Kreis gewesen, so Egyptien. Natürlich sei George die Autorität gewesen, aber dies nicht qua Amt, sondern durch seine Kunst und sein Wesen, welches ihm tatsächliche, echte Verehrung eingebracht habe.

In der anschließenden Diskussion beantwortete Egyptien weiterführende Fragen zum Leben Georges. So unter anderem zu dessen Verhältnis zur Politik, zu anderen Dichtern, zum George-Kreis und seinem Werk. Den Zuhörern bot sich somit ein breites Bild Stefan Georges, das mit vielen Mythen und Vorurteilen aufräumte und die Persönlichkeit des Dichters nahebringen konnte.

 

 

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