Im hyperpolitischen Befindlichkeitswahn (Video & Podcast)
Pauline Voss sprach über Motive und Macht der woken Generation
Bei der Vorstellung ihres Buches „Generation Krokodilstränen: Über die Machttechniken der Wokeness“ setzte sich Pauline Voss, Journalistin beim Nachrichtenportal NIUS, am 10. Juli 2024 mit Ursprung und Selbstverständnis der Woken auseinander. Diese junge Generation, die in einer vermeintlich unpolitischen Zeit aufgewachsen sei, habe sich zu einer überaus politisierten Gruppe entwickelt, die in öffentlichen Debatten eine dominierende Rolle spiele. Voss bezeichnete den Endpunkt dieser Entwicklung als „hyperpolitischen Befindlichkeitswahn“, der zunehmend Einfluß auf die Gesellschaft nehme: Kleine identitätspolitische Lobbygruppen erzeugten den Eindruck, eine weitverbreitete Meinung zu vertreten, obwohl diese in Wirklichkeit kaum Rückhalt in der breiten Bevölkerung finde. Gleichwohl bestimmten ihre Forderungen, multipliziert und verstärkt von Verbündeten in Medien und Wissenschaft, zunehmend den öffentlichen Diskurs und beeinflußten dadurch selbst die Gesetzgebung. Das Privatleben werde dabei immer stärker reguliert – vom Gebrauch geschlechtergerechter Sprache über die Kindererziehung bis hin zum persönlichen Sexualverhalten.
Wiederholte Behauptungen einer vermeintlichen Diskriminierung immer neuer Kleinstgruppen trieben, so Voss, eine Kultur der selbstquälerischen Bekenntnisse und Rechtfertigungen voran. So führe die propagierte Entgrenzung des Individuums letztlich zu einer stärkeren gesellschaftlichen Bevormundung. Wer es wage, seine Meinung offen zu äußern, laufe Gefahr, sozial isoliert oder beruflich benachteiligt zu werden.
Nach Überzeugung der Autorin ist eine Ursache dieser Entwicklung in einer unzulänglichen Interpretation des Philosophen Michel Foucault zu sehen. Im Gegensatz zur gängigen Meinung, daß Foucaults Theorien die Grundlage für Identitätspolitik und Wokeness bilden, vertrat Voss die Ansicht, daß seine Ideen tatsächlich dazu genutzt werden können, diese Bewegungen zu hinterfragen und zu entkräften. Sie stellte heraus, daß Wokeness oft als „Performance von Schwäche“ diene, wiewohl sie in Wirklichkeit eine subtile Form der Machtausübung darstelle. Diese Perspektive eröffne nicht nur eine neue Sicht auf Foucault, sondern liefere auch eine kritische Analyse aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen.
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