Jubiläumsvortrag anläßlich des 125. Geburtstags von Carl Schmitt

Der „Begriff des Politischen“ – ein Klassiker im Kanon der neuzeitlichen Staatstheorie

Hartmuth Becker bei seinem Vortrag

Hartmuth Becker bei seinem Vortrag

Bis heute gilt Carl Schmitts kurze Schrift über den „Begriff des Politischen“ als einer der Schlüsseltexte konservativen Denkens im 20. Jahrhundert. Anläßlich des bevorstehenden 125. Geburtstags von Carl Schmitt widmete sich am 17. Juni 2013 mit Dr. Hartmuth Becker ein akademisch und publizistisch ausgewiesener Experte vor der Bibliothek des Konservatismus dieser wohl bedeutendsten Veröffentlichung Schmitts, die seit 1927 in diversen Auflagen und Fassungen erschienen ist.

Der „Begriff des Politischen“, so Becker, biete weit mehr als eine Deutung der seinerzeit aktuellen außenpolitischen Konstellation Weimar – Genf – Versailles, denn die in ihr enthaltene Freund-Feind-Unterscheidung sei auf wechselnde politische Situationen anwendbar. Dieser Umstand erkläre den anhaltenden literarischen Erfolg des Werks, den unter anderem die vor 50 Jahren veröffentlichte „Theorie des Partisanen“ belege, die ausdrücklich eine „Zwischenbemerkung zum Begriff des Politischen“ sein wollte.

Seither sei Schmitts „Begriff des Politischen“ vielfach, und keineswegs nur von Konservativen, rezipiert worden, so daß Schmitts Text schließlich Eingang in den Kanon politischer Begriffsbildung gefunden habe – vergleichbar mit Thomas Hobbes‘ „Leviathan“ und Niccolò Machiavellis „Il Principe“.

In der anschließenden Debatte wurde von den rund 70 Zuhörern unter anderem die Frage diskutiert, ob Schmitts Verständnis des Staates für heutiges konservatives Denken anschlußfähig sei. Denn während Schmitt, so Becker, den „totalen Staat“ gewollt habe, hätten Konservative heute ein überwiegend kritisches und distanziertes Verhältnis zum Staat und seinen Ansprüchen an den Bürger. Ob und inwieweit Schmitt zu einer sachgerechten Einschätzung des Staates in der Gegenwart herangezogen werden kann, mußte an diesem Abend deshalb vorläufig offen bleiben.

Die Bibliothek des Konservatismus (BdK) ist ein Ort konservativen Denkens und Schaffens in Berlin. Sie dient gleichermaßen dem Sammeln und Erhalten konservativer Literatur, wie der Weiterentwicklung konservativen Gedankenguts durch Vorträge und Publikationen.

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