Konservatismus ist die Suche nach der richtigen Ordnung

Karlheinz Weißmann über den Konservativen innerhalb der Rechten

Karlheinz Weißmann

Am 31. Januar 2018 sprach Karlheinz Weißmann zum Thema „Der Konservative und die Rechte – Ein gespanntes Verhältnis“. Der Göttinger Historiker leitete für seinen Vortrag in der Themenreihe „Konservativ heute“ die politischen Begriffe „rechts“, „links“ und „liberal“ aus der Historie ab, um die grundlegende Verschiedenheit dieser Denkrichtungen aufzuzeigen. Im rechten politischen Spektrum nahm er eine Dreiteilung vor und konnte so die Heterogenität innerhalb der Rechten gegenüber der Homogenität der Linken und der Liberalen verdeutlichen.

Beginnend mit den Revolutionen von 1776 und 1789 habe sich die Einteilung in die politischen Lager ergeben, wie wir sie bis heute kennen. In Versammlungen und Parlamenten saßen die Königstreuen rechts und die Anhänger der Aufklärung, des Republikanismus und der Demokratie links. Liberale und Linke seien beide Kinder der Aufklärung, die an den Fortschritt, die Gleichheit aller Menschen und den Individualismus glaubten, vermittelt durch theoriebasierte Konstruktion. Die Rechten dagegen seien aufklärungsskeptisch. Trotz verschiedener Strömungen und Fraktionen seien Linke und Liberale in sich homogener. Innerhalb des linken Lagers sei letztlich das gemeinsame Ziel die Gleichheit aller Menschen und nur die Methoden zu ihrer Erlangung unterschieden sich. Ähnlich bei den Liberalen, deren großes gemeinsames Ziel die Freiheit des einzelnen sei. Auf der Rechten dagegen habe man es mit drei idealtypischen Richtungen zu tun, die sich sowohl von der Zielsetzung als auch den Methoden unterschieden. Die Heterogenität der Rechten sei also nicht graduell, sondern fundamental.

Weißmann unterteilte das rechte politische Lager in die drei Gruppen der Völkischen, der Bonapartisten und der Konservativen. Die Bezugsgröße der Völkischen sei das Volk, von dem her alles abgeleitet werde. Die Summe des Volkes sei dabei mehr als der einzelne, und ein Volk müsse sich als ein Selbst gegenüber anderen begreifen. Für die Bonapartisten sei es der Staat, der gleichsam als Maschine funktioniere, Politik gestaltete und vom Element der charismatischen Herrschaft (darum Bonapartismus) getragen werde. Für den Konservativen dagegen sei vor allem die Ordnung wichtig, verstanden als Gegensatz zu Chaos, Anarchie oder Bürgerkrieg. Die Skepsis gegenüber dem Menschen und seinen Möglichkeiten seien hier konstitutiv. Skepsis gegenüber der „reinen Vernunft der Aufklärung“ und einer von Menschen „rational“ konstruierten Gesellschaft. Die Frage nach einer guten Ordnung könne nicht durch theoretische Überlegungen „gemacht“ werden, sondern nur aus der Geschichte und der Erfahrung beantwortet werden. Nicht die große Theorie oder eine modische, monokausale Bezugsgröße, sondern die Bewahrung der Tradition, gepaart mit Transzendenz und einer Skepsis gegenüber Weltentwürfen, machten den Konservativen aus. Wo die Linken Gleichheit postulierten, erkenne der Konservative Verschiedenheit, wo die Liberalen das Individuum ins Zentrum stellten, sähe der Konservative den einzelnen in der Gemeinschaft, und wo Völkische und Bonapartisten monokausal Volk oder Staat setzten, bevorzuge der Konservative eine auf Transzendenz, Erfahrung und Geschichte beruhende Ordnung.

 

Das Video des Vortrages sehen Sie demnächst hier auf unserer Seite.

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