Konservative Erziehung muß die Grenze wiederentdecken

Caroline Sommerfeld über Zehn Grundsätze der Erziehung

Caroline Sommerfeld

Am 29. August 2019 stellte Caroline Sommerfeld ihr neues Buch „Wir erziehen – Zehn Grundsätze“ vor. Die ausgebildete Pädagogin und dreifache Mutter sprach sich, in Anlehnung an den Pädagogen Kurt Zeidler, für die Wiederentdeckung von Grenzen in der Erziehung aus. Lob gab es von der promovierten Philosophin für Rudolf Steiner, Peter Petersen und Maria Montessori, deren Ansätze gebraucht würden, um einen konservativen Zugang für eine bessere Erziehung von Kindern zu eigenständigen und freien Menschen zu erreichen.

Sommerfeld unterstrich, daß es in der Pädagogik immer wieder Phasen gebe, in denen mehr auf Entgrenzung und Distanzlosigkeit zwischen Lehrern, Erziehern und Eltern gegenüber den Kindern gesetzt würde. Diese Experimente erlitten zumeist eine Bauchlandung und im Anschluß müßte dann wieder mühevoll die Grenze zwischen den Erziehenden und den zu Erziehenden gefunden werden. Der Trend zur Entgrenzung, also eigentlich der Verweigerung der Erwachsenen, die Kinder zu erziehen, habe sich allerdings verstärkt. Gab es bis in die 1950er Jahre noch eine starke geisteswissenschaftliche Pädagogik, dominiere heute die sozialwissenschaftliche Pädagogik, die Kinder bereits als zur Entscheidung Befähigte ansehe und nicht als Kinder, die zunächst einmal zur Entscheidungsfähigkeit erzogen werden müßten. Um Kinder allerdings dazu zu befähigen, müßten sie ganzheitlich erzogen werden, wozu auch die Grenze zwischen Erwachsenen und Kindern gehöre. Den Geist der Selbständigkeit, Selbstverantwortung, die Begeisterung zum Lernen und die Kenntnis und Verbesserung der eigenen Fähigkeiten, bedürften aber der Grenzsetzung von Eltern- und Erzieherseite aus. Gerade Schule sei ein Ort, an dem Kinder lernen sollten, daß es eine Distanz zu den Erwachsenen gibt, daß sich Hierarchien bilden und daß man zu einer Gemeinschaft gehöre, die eben eine Voraussetzung sei, sich als Individuum zu verstehen und auch hier Distanz und Grenze zu erleben.

Gerade dies könne man von Pädagogen wie Marie Montessori, Rudolf Steiner und Peter Petersen lernen. Auch wenn diese heute eher als linke Reformer gelten, so wären sie doch eigentlich Konservative gewesen. In der von ihnen konzipierten Schule falle einem sofort die Ruhe, das disziplinierte Arbeiten und die Konzentration der Schüler auf. Morgendliches Versammeln, Aufgabenverteilung und Planung des Tagungsablaufes würden eine Struktur geben, in der Kinder sich orientieren könnten und so echte Erziehung erführen. Von diesem Fundament ausgehend, erläuterte Sommerfeld ihre zehn Grundsätze, zu denen u. a. Askese, Gemeinschaft, Geist und Anderssein gehörten. Ihr Umweg über die genannten Reformpädagogen habe den Sinn, daß diese als Mittler dienen könnten, da auch sie die Wiederentdeckung der Grenze anstrebten. Auf diesem Weg sei ein konservativer Zugang zur Erziehung möglich. Dieser bestehe darin, so Sommerfeld abschließend, das Überzeitliche, das Anthropologische herauszuarbeiten und zu bewahren. Diese Beharrlichkeit gegen die moderne Tendenz der Auflösung und Strukturlosigkeit sei jedoch nicht rückwärtsgewandt, sondern vielmehr zeitlos und ermögliche die Erziehung von Kindern zu selbständigen und lebensfähigen Erwachsenen.

Das Video des Vortrags sehen Sie demnächst hier auf unserer Seite.

 

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