Ohne klare Machtverhältnisse gibt es keinen Frieden

Jörg Baberowski über Räume der Gewalt

Jörg Baberowski bei seinem Vortrag

Jörg Baberowski bei seinem Vortrag

Über 100 Zuhörer fanden sich am 22. Oktober 2015 in der Bibliothek des Konservatismus ein, um Jörg Baberowski bei der Vorstellung seines neuen Buches „Räume der Gewalt“ beizuwohnen. Der Osteuropahistoriker erläuterte in seinem Vortrag, wie Menschen Gewalt wahrnehmen und wie Gewalterfahrung die Menschen verändern.

Wenn man verstehen wolle, wie Gewalt entsteht und was sie anrichtet, so Baberowski, müsse man die Situationen genau beschreiben und vor allem die Räume, in denen sie zur Entfaltung kommt. Gewalt als eine anthropologische Konstante des Menschen, werde auch in Zukunft ein Teil unseres Lebens sein.

In vielen Beispielen zeigte Baberowski auf, daß sich ganz normale Menschen, teilweise hochgebildete Schöngeister, in Situationen in denen sich Räume der Gewalt öffneten, schnell an Gewalt als Normalität gewöhnten und anpassten. Zivilisierte Menschen handelten auf eine Art und Weise, wie sie es in ihrer normalen Umgebung nie getan hätten und auch niemals gutgeheißen hätten. Doch in Situationen und Räumen der Gewalt herrsche eine ander Normalität, eben die der gewalt. Daher bezeichnete Baberowski den Glauben an die heilenden Kräfte der Zivilisation auch als Schwärmerei.

Dies sei zweifellos eine deprimierende Einsicht, doch nur wenn man begriffen habe, daß Gewalt nicht aus der Welt zu schaffen sei, könne man auch Vorkehrungen treffen, sie einzuhegen. Um Gewalt einzudämmen, sei Ordnung eine Voraussetzung, gleichzeitig aber Gewalt ein Mittel, um Ordnung aufrechtzuerhalten. Ordnung schützt also vor Gewalt nur aus dem Grund, weil sie jederzeit durch Gewalt erzwungen werden kann.  Macht und Gewalt sind somit keine Gegensätze, sondern zwei Seiten einer Medaille. Daraus schließt Baberowski, daß ein Leben ohne Macht also nicht vorstellbar sei, weil es ein Leben ohne Gewalt nicht gebe. Nur klare Machtverhältnisse könnten den Frieden bewahren.

Die Bibliothek des Konservatismus (BdK) ist ein Ort konservativen Denkens und Schaffens in Berlin. Sie dient gleichermaßen dem Sammeln und Erhalten konservativer Literatur, wie der Weiterentwicklung konservativen Gedankenguts durch Vorträge und Publikationen.

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