Vermachtung der Wirtschaft als Gefahr für die Freiheit (Video & Podcast)
Michael von Prollius sprach zur Wirtschaftspolitik der Nationalsozialisten
Der Berliner Publizist Michael von Prollius warf am 6. November 2024 einen kritischen Blick auf das Wirtschaftssystem der Nationalsozialisten und der italienischen Faschisten. In seinem Buch Wirtschaftsfaschismus – Extremer Etatismus in Aktion analysierte er die ihnen zugrundeliegende Funktionsweise. Dabei machte er darauf aufmerksam, daß die Wirtschaftspolitik der italienischen Faschisten geradezu eine Blaupause für die der Nationalsozialisten bildete. Er nannte als Beispiele die Einführung von Arbeitsbüchern und die damit verbundene Abschaffung der freien Wahl des Arbeitsplatzes sowie die Zusammenfassung ganzer Wirtschaftsbereiche in korporatistischen Großorganisationen zum Zwecke der Top-Down-Steuerung.
Den Begriff „Sozialismus“ will von Prollius für dieses Wirtschaftssystem nicht verwenden, denn das Privateigentum blieb erhalten. Statt einer „Planwirtschaft“ schufen die faschistischen Regime eine „Organisationswirtschaft“. Damit meint von Prollius, der zum Wirtschaftssystem der Nationalsozialisten promoviert hat, die große Rolle die das Organisieren von Institutionen und Abläufen in diesem System bildete. Im Nationalsozialismus seien so regelrechte Wirtschaftsimperien geschaffen worden, deren Zuständigkeit nicht klar voneinander abgegrenzt war, was zu Machtkämpfen führte. Anders als im Sozialismus erfolgt die Verstaatlichung schleichend über die Einschränkung von Nutzungs- und Verfügungsrechten über das Privateigentum zum Beispiel durch das Wirtschaftsstrafrecht oder durch staatlich angeordnete Preisfestsetzungen. Deshalb verwendet von Prollius den Begriff „Wirtschaftsfaschismus“.
Der Wirtschaftswissenschaftler und Historiker Prollius machte auf einen wesentlichen Zusammenhang für das Funktionieren einer Wirtschaft aufmerksam: Wer Information, Innovation und Anreize in einer Volkswirtschaft haben wolle, brauche Privateigentum, Preise sowie die Möglichkeit von Profiten und Verlusten als Voraussetzungen. Die Ausschaltung von letzteren, führe jedoch zu Verlusten bei ersteren. Wenn zum Beispiel die freie Preissetzung unterbunden würde, ginge ein Informationssignal verloren, in welchem Ausmaß ein jeweiliges Gut benötigt wird. Oder, die Möglichkeit von Profiten und Verlusten sei eine Anreiz für Unternehmer, auf rationale Weise zu investieren.
Wirtschaft sei ein komplexes und dynamisches System und durch Bürokratie nicht steuerbar, wohingegen innerhalb einzelner Unternehmen Planung und Organisation nötig wären, um auf dem Markt agieren zu können. Wenn jedoch versucht werde, eine zentrale Steuerung der Wirtschaft oder einzelner Wirtschaftsbereiche zu verwirklichen, gewönnen machtpolitische Gesichtspunkte die Oberhand. Persönlichkeiten mit kaufmännischer oder technischer Befähigung machen in solch einem System kaum Karriere, sondern meist Persönlichkeiten, die es verstünden, sich in den internen Machtkämpfen durchzusetzen. Ein „Hofstaat“ würde entstehen, der vielleicht nach außen noch Prinzipien wie Eignung, Leistung und Erfahrung propagiere, doch nicht für sich selbst gelten ließe. Eine solche „Vermachtung“ der Wirtschaft sieht er als eine Auswirkung von „extremem Etatismus“. Er verwies auf Ludwig von Mises und dessen Buch „Die Bürokratie“ sowie auf Friedrich August von Hayek, von denen er entscheidende Anregungen erhalten hätte.
Den klassischen Liberalismus versteht er als einen Gegenpol zum „extremen Etatismus“. Die politische Links-Rechts-Unterscheidung hält er in diesem Zusammenhang für nicht zielführend, denn „extremer Etatismus“ als Gefahr für die Freiheit würde sowohl auf der rechten und linken Seite des politischen Spektrums vorkommen. Dem klassischen Liberalismus würde es in diesem Zusammenhang vor allem um die dezentrale Steuerung als Ausdruck von Freiheit gehen, was sich nur schwer in dieses Schema einordnen ließe.
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