Vier Szenarien der Einwanderungspolitik (Video & Podcast)
Thilo Sarrazin stellte sein neues Buch „Deutschland auf der schiefen Bahn“ vor
Am 13. November 2024 stellte der frühere Berliner Finanzsenator und Publizist Thilo Sarrazin sein neues Buch Deutschland auf der schiefen Bahn – Wohin steuert unser Land? vor. Mit ihm bietet er nicht nur eine Fortschreibung der Themen, die er mit seinem vieldiskutierten Bestseller Deutschland schafft sich ab aufgeworfen hatte, sondern erörtert zugleich politische Auswege aus der Krise.
Die Gesellschaft lebe nach wie vor von ihrer Substanz, und die Ausgangslage sei weit ungünstiger als im Jahr 2010, als er sein damaliges Buch veröffentlichte. Der Geburtenrückgang sei in fortgeschrittenen Gesellschaften ein verbreitetes Phänomen, doch könne er „gemanagt“ werden, wenn der politische Wille da sei und auf die ethnische und religiöse Homogenität geachtet werde, die die kulturelle Identität der Gesellschaft sichere.
Sarrazin verweist in diesem Zusammenhang auf Kapitel 3 seines neuen Buches, wo er vier Szenarien entwickelt hat: Die „beste Lösung“ wäre es gewesen, wenn sich die Bevölkerung in Deutschland aus sich selbst erneuert und Einwanderung auf tüchtige und fleißige Menschen beschränkt hätte, die sich in die deutsche und europäische Leitkultur einfügen. Doch diese Option gehöre der Vergangenheit an.
Die „zweitbeste Lösung“ bestehe darin, daß die deutsche Bevölkerung einfach schrumpfe. Sarrazin verweist darauf, daß vor 1100 Jahren, also am Anfang der deutschen Geschichte zur Zeit der mittelalterlichen Kaiser Heinrich I. und Ottos des Großen, nur circa vier Millionen Menschen auf dem heutigen deutschen Staatsgebiet wohnten. Ein solcher „gemanagter“ Geburtenrückgang würde jedoch mit Wohlstandsverlusten einhergehen. Auch hält Sarrazin eine Revision oder Kündigung der Genfer Flüchtlingskonvention und eine Revision der Europäischen Menschenrechtskonvention für notwendig, um eine Abschottung gegenüber unerwünschter Einwanderung rechtlich zu untermauern. Doch auch für diese Lösung wäre es notwendig, kulturfremde Masseneinwanderung zu verhindern. Doch auch für diese Lösung sei es im Grunde schon zu spät.
Das führt ihn zur „drittbesten Lösung“: Wenn die Einwanderung im großen Maßstab schon nicht zu verhindern sei, sollte diese auf möglichst viele Sprachen, Ethnien, Kulturen und Religionen verteilt werden, um eine kulturelle Überfremdung zu vermeiden und Integration zu erleichtern.
Doch für die „wahrscheinlichste Lösung“ hält er ein viertes Szenario, nach dem die Europäer nach einigen Generationen zur kulturellen Minderheit in ihren Ländern werden. Diese Änderung der Bevölkerungszusammensetzung vollziehe sich vor allem in den jüngeren Generationen und sei für den älteren Teil der Bevölkerung deshalb zunächst nur schwer wahrzunehmen. Wenn sie dann in der Breite bemerkbar werde, sei sie jedoch nicht mehr rückgängig zu machen.
Um diesen Prozeß wenigstens zu verlangsamen, wäre eine unmittelbar einsetzende Begrenzung und Steuerung von Einwanderung nötig. Auch aus ökologischen Gründen plädiert Sarrazin dafür, daß Afrikaner in Afrika und Afghanen in Afghanistan blieben, da sie dort einen viel geringeren ökologischen Fußabdruck hinterließen, als wenn sie nach Deutschland kämen. Er empfiehlt den Afrikanern und den Bewohnern des Nahen und Mittleren Ostens, ihre eigenen Wege in die Zukunft zu gehen, wie die Chinesen und Inder das erfolgreich vorgemacht hätten. Dabei unterschied Sarrazin klar zwischen der Arbeitsmigration der sechziger und siebziger Jahre und der verstärkten Armutsmigration seit 2015.
In der anschließenden Aussprache wurde die Frage aufgeworfen, wo die tieferliegenden Ursachen dieser Entwicklung liegen könnten. Sarrazin verwies auf die traditionelle Rolle der Frau in der muslimischen Kultur, die zu einer hohen Kinderzahl führe. Im Westen bewegten sich Frauen durch die Emanzipation weniger in einem familiären Umfeld, wo sie sich der Pflege und dem Wachstum einer Familie widmen könnten. Statt dessen seien sie häufig berufstätig, hätten lange Ausbildungszeiten und lebten ihre Sexualität vielfach, ohne eine Familie zu gründen. Sarrazin verwies als Beispiel auf die geringe Anzahl an Müttern unter den Professorinnen. Im Grundsatz wertet er die Ergebnisse der Emanzipation zwar als Verbesserung für die soziale Situation der Frauen, doch gehe mit ihr jene Geburtenarmut einher, die wir heute zu beklagen hätten.
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