„Wer Menschenrechte sagt, muß auch Guillotine sagen“

Ulrich Schacht präsentierte den Sammelband „… wenn Gott Geschichte macht!“

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Ulrich Schacht bei der Vorstellung des Buches

Hat Geschichte einen Sinn? Und haben Revolutionen einen Sinn? Diese Frage beschäftigte im Jahre 2009 das „9. Erfurter Gespräch zur geistigen Orientierung der Zeit“ anläßlich des 200. Jahrestages der Französischen Revolution von 1789 und der des 20. Jahrestages der friedlichen Revolution von 1989. Die meisten Vorträge, die seinerzeit gehalten wurden, sind nun in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig unter dem Titel „… wenn Gott Geschichte macht! 1989 contra 1789“ erschienen.

Der Band versammelt so unterschiedliche Beiträger wie Harald Seubert (Philosoph, Basel) und Sebastian Kleinschmidt (Ex-Herausgeber von „Sinn und Form“, Berlin), Martin Leiner (Theologe, Jena), Wolfgang Schuller (Althistoriker, Konstanz) und andere mehr. Mitherausgeber Ulrich Schacht (früher Chefreporter Kultur bei Welt und Welt am Sonntag), der seit 15 Jahren als Publizist in Schweden lebt, ist in dem Band gleich zweimal vertreten hat ihn am 17. März 2016 in der Bibliothek des Konservatismus vor rund 70 Gästen vorgestellt.

Mit dem Titel „… wenn Gott Geschichte macht“ ist bereits umrissen, was die meisten Beiträger des Bandes eint: das Bekenntnis, daß nicht Menschen Geschichte machen, sondern Menschen im Auftrag Gottes, ja letztlich Gott selbst. Ulrich Schacht formulierte diesen Zusammenhang in Anlehnung an das bekannte Wort von Karl Marx so: „Die Geschichtsphilosophen haben Gott aus der Welt nur verschieden hinausinterpretiert; es kommt aber darauf an, ihn in ihr wiederzuentdecken.“

Wird die Menschheitsgeschichte als Geschichte Gottes mit den Menschen begriffen, wirft dies natürlich Fragen auf. Im Großen ist es die Theodizeefrage („Wie kann Gott das zulassen?“). Sie könne, so Schacht, nur unter Hinweis auf Gott selbst beantwortet werden, der in Gestalt seines Sohnes für die Schuld anderer gelitten hat und getötet wurde: Wer eintritt in den Raum des Glaubens, wer durch die Taufe Anteil gewinnt am Leib Jesu Christi, der hat auch Anteil an dessen Leiden und Tod – und dann erst an der Auferstehung. Für ein Wohlfühlchristentum, wie er es nach der Wende von 1989 in Westdeutschland kennengelernt habe, biete das Evangelium, so Schacht, keinen Anhalt.

Die andere Rückfrage an das Konzept der Heilsgeschichte bezieht sich auf die Wende selbst. Schacht erblickt in ihr eine Gegenbewegung zur Französischen Revolution von 1789: Diese habe Gott selbst entthronen und töten wollen und das große „Nichts“ an seine Stelle gesetzt, wie Dietrich Bonhoeffer es in seiner Ethik formulierte. Der atheistischen, blutigen Revolution, die Menschen im Namen der Menschenrechte hingerichtet habe, folgte 200 Jahre später die christlich motivierte, friedliche Revolution von 1989. Sie sei aus Kirchen erwachsen und habe letztlich die kommunistischen Regime in ganz Osteuropa gestürzt.

Diese Revolution sieht Schacht noch nicht an ihr Ende gekommen. Es mehrten sich Anzeichen, daß auch im Westen Deutschlands und Europas Menschen verstärkt gegen Materialismus, Bevormundung und die Preisgabe ihrer christlichen Wurzeln aufstünden. Wohin dieser Weg Gottes führe, werde sich aber erst im Nachhinein sagen lassen. Bis dahin gelte es, als fröhliche Christenmenschen zuversichtlich in die Zukunft zu blicken und mutig zu tun, was not ist.

Die Bibliothek des Konservatismus (BdK) ist ein Ort konservativen Denkens und Schaffens in Berlin. Sie dient gleichermaßen dem Sammeln und Erhalten konservativer Literatur, wie der Weiterentwicklung konservativen Gedankenguts durch Vorträge und Publikationen.

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