Das Magma der Unzufriedenheit

Werner Patzelt über PEGIDA als Warnruf aus Dresden

Werner Patzelt beim Vortrag in der BdK

Werner Patzelt beim Vortrag in der BdK

Wie ist das anhaltende Phänomen PEGIDA zu erklären, wer sind die Protagonisten, warum gehen sie kontinuierlich auf ihre „Montagsdemonstrationen“ und inwieweit ist die Basis mit der der AfD zu vergleichen? Mit diesen Fragen setzte sich der Dresdener Politikwissenschaftler Werner Patzelt am 4. Mai 2016 vor über 130 Zuhörern in der Bibliothek des Konservatismus auseinander.

Seine neue Studie PEGIDA. Warnsignale aus Dresden (zusammen mit Joachim Klose) erscheint im Sommer im Thelem Universitätsverlag und ist mit ihren 450 Seiten die wohl fundierteste Untersuchung über die PEGIDA-Bewegung. Als Lehrstuhlinhaber an der TU Dresden konnte Patzelt mit seinen Studenten die Demonstrationen von PEGIDA von Anfang an studieren, machte sich direkt vor Ort ein Bild von der Lage und konnte so tiefgehender und gründlicher über das Phänomen urteilen als viele Feuilletonisten aus der Ferne.

Der Politikwissenschaftler machte klar, daß PEGIDA in dieser Form nur in Dresden entstehen konnte, es sich also lediglich um eine spezifische Erscheinungsform eines in ganz Deutschland vorhandenen Unmutsgefühls vieler besorgter Bürger handele. Die Einstellungen der Demonstranten könne man so in ganz Deutschland vorfinden, so der Politikwissenschaftler weiter, der einen klaren Zusammenhang zwischen dem Aufkommen der PEGIDA und dem Entstehen und Erstarken der AfD feststellte. Die AfD sei so etwas wie „PEGIDA in einer parlamentarischen Form“.

Unter der Oberfläche der offiziellen Verlautbarungen der Politik habe sich ein „Magma der Unzufriedenheit“ mit der Griechenlandkrise, EU-Krise, der Asylkrise und vor allem mit deren Handhabung durch die Regierung aufgestaut, das in PEGIDA eine lokale Ausbruchsform zeige. In anderen Teilen Deutschlands, so Patzelt, äußere sich diese Unzufriedenheit, die der Politik im allgemeinen, den etablierten Parteien im besonderen und teilweise sogar dem politischen System selbst gelte, durch das Wählen der AfD. Ursächlich für die Stärke von PEGIDA und AfD sei aber vor allem die CDU, die durch ihren Mitte-Links-Kurs eine Repräsentanzlücke Mitte-Rechts geöffnet habe. Ob die Unionsparteien durch eine Kurskorrektur diese Lücke wieder schließen könnten, wurde am Ende kontrovers zwischen Werner Patzelt und dem Publikum diskutiert.

Einen Videomitschnitt des Vortrags können Sie hier ansehen.

Die Bibliothek des Konservatismus (BdK) ist ein Ort konservativen Denkens und Schaffens in Berlin. Sie dient gleichermaßen dem Sammeln und Erhalten konservativer Literatur, wie der Weiterentwicklung konservativen Gedankenguts durch Vorträge und Publikationen.

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