Christoph Lütge: Was hält die Gesellschaft zusammen? 60 Jahre Böckenförde-Diktum

Christoph Lütge (c) Privat

Ernst-Wolfgang Böckenförde, Rechtsphilosoph und späterer Verfassungsrichter, formulierte 1964 das nach ihm benannte Diktum, wonach der freiheitliche, säkularisierte Staat von Voraussetzungen lebe, die er selbst nicht garantieren könne. Dieser Satz wird in der Regel als Kern vieler konservativer Vorstellungen aufgefaßt.

Es geht in diesem Vortrag nicht darum, Böckenfördes Diktum historisch aufzuarbeiten. Vielmehr stellt sich seine Frage heute in veränderter Weise neu: Was sind die Grundlagen des Zusammenlebens angesichts einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft? Was kann, gerade angesichts der multiplen Krisen der vergangenen Jahre, an die Stelle des ehemals weitgehend geteilten Wertekonsenses treten? Oder lässt sich am Ende nur noch auf wechselseitige Vorteile verweisen?

Eine mögliche Grundlage könnte ein anderer Satz bilden, der prima facie als Gegensatz zu Böckenförde verstanden werden könnte: „Etiam si omnes, ego non“. Oder wie es Joachim Fest formulierte: „Ich nicht.“ Könnte im Widerstandsgedanken des Individuums die Grundlage freiheitlich-demokratischer Gesellschaften liegen?

Christoph Lütge ist Professor für Wirtschaftsethik an der Technischen Universität München und Direktor des Institute for Ethics in Artificial Intelligence. 2020 wurde er zum Distinguished Visiting Professor der Universität Tokio berufen und war unter anderem zu Gastaufenthalten in Harvard, Stockholm, Taipei und Kyoto. Arbeitsschwerpunkte Lütges sind Wirtschaftsethik und Allgemeine Ethik, vor allem der Ansatz der Ordnungsethik und normative Aspekte moderner Gesellschaften. Er plädiert dafür, Ethik in modernen Gesellschaften nicht über moralische Appelle, sondern über Regeln umzusetzen.

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