Den Traum der Gleicheit zu verwirklichen, kann nur zum Alptraum werden

Martin van Creveld über das falsche Versprechen der Gleichheit

Martin van Creveld

Am 4. Juni 2019 stellte Martin van Creveld sein Buch „Gleichheit – Das falsche Versprechen“ vor. Der israelische Historiker zeigte in einem Streifzug durch die Menschheitsgeschichte, daß Gleichheit selten und dann nur für bestimmte Gruppen in einer Gesellschaft existierte. Die Idee der Gleichheit aller sei erst mit der Aufklärung populär geworden und in der Umsetzung zumeist gescheitert. Schlimmer noch, sei das Streben nach Gleichheit in den Totalitarismen des 20. Jahrhunderts zum Alptraum für Millionen geworden.

Die Idee der Gleichheit der Menschen sei in der Weltgeschichte eher als Ausnahme betrachtet worden und werde erst seit etwa 400 Jahren in der politischen Philosophie diskutiert, so van Creveld. Dies geschehe meist in Anschluß an die antiken Griechen, auf deren Demokratie in der Athener Polis gern verwiesen werde. Doch seien von den 250.000 Einwohnern Attikas lediglich 20.000 „gleich“ gewesen und dies auch nur bezüglich der Möglichkeit zu wählen und gewählt zu werden. Sklaven, Frauen, Alte, Arme, Besitzlose und Kinder seien eben nicht als „gleich“ anerkannt worden. Es sei ein konstantes Motiv in der Geschichte, daß nur einem bestimmten Teil einer Gesellschaft Gleichheit zugebilligt werde – doch stets im Gegensatz zu einer Mehrheit der Ungleichen. Das alte Rom werde nie als Beispiel angegeben, weil bereits in der Römischen Republik die Reichen und Besitzenden mehr Stimmen gehabt hätten als weniger Begüterte. Diese Klasse habe auch alle gewählten Vertreter gestellt, weil diese durch Reichtum privilegiert und den anderen eben nicht „gleich“ waren. Die modernen Begriffe von Demokratie und Gleichheit bezögen sich stets auf Athen und nur auf die wahlberechtigten Männer, obwohl die in der Polis in der Minderheit waren.

Mit dem Beginn der Aufklärung, bei Thomas Hobbes, sei dann erstmals die Idee aufgekommen, alle Menschen seien gleich. Der Autor des Leviathan postulierte diese Gleichheit, weil sich die Menschen gegenseitig töten könnten. Menschen seien gleich in dem von Hobbes beschriebenen Naturzustand, dem Krieg aller gegen alle. Ohne Herrschaft, Institutionen und Ungleichheit bedingende Hierarchie seien die Menschen gleich, aber im permanenten Zustand des Bürgerkrieges. Die Versuche der modernen totalitären Systeme des Kommunismus und der Nationalsozialismus, Gleichheit zu erzeugen, hätten denn auch zum Bürgerkrieg gegen die eigene Bevölkerung geführt. Die Millionen Opfer des Totalitarismus im 20. Jahrhundert seien direkte Folgen der Versuche, Gleichheit praktisch durchzusetzen. Für van Creveld ist die Idee der Gleichheit verständlich, aber es sei dem Menschen lediglich die Gleichheit vor dem Gesetz und die Gleichheit zu wählen und gewählt zu werden möglich. Darüber hinaus bestehe immer Ungleichheit, ob nun an Intelligenz, ökonomischem Erfolg, Stellung usw. Die Gleichheit im Sinne der Lenins, Stalins, Hitlers und Maos sei nur ein Traum. Wir sollten daher, so van Creveld abschließend, unbedingt dafür Sorge tragen, daß das Streben nach der Verwirklichung der Gleichheit nicht erneut zum Alptraum werde.

Das Video des Vortrags sehen Sie demnächst hier auf unserer Seite.

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