Einfach nur in Ruhe gelassen werden (mit Video & Podcast)

Alexander Wendt schildert in seinem neuen Buch, wie eine neue Priesterkaste die Bürger erziehen will

Alexander Wendt bei seinem Vortrag

Bei der Vorstellung seines neuen Buches „Verachtung nach unten: Wie eine Moralelite die Bürgergesellschaft bedroht – und wie wir sie verteidigen können“ beleuchtete der Münchener Publizist Alexander Wendt am 10. April 2024 den aktuellen Konflikt zwischen den Bürgern und einer aufdringlichen Minderheit, die sich selbst als „Erwachte“ und moralische Elite betrachte und sich das Recht herausnehme, andere Menschen nach ihren moralischen Vorstellungen zu kontrollieren und zu lenken. Diese Bewegung, bekannt als woke, habe in den letzten Jahren insbesondere aus den USA heraus an Bedeutung gewonnen. Sie prangere den Westen an, indem sie Menschen nach Kriterien wie Hautfarbe und Geschlecht in Identitätsgruppen einteile und Bürgerrechte unter dem Vorbehalt einer höheren Gerechtigkeit stelle.

Die Anhänger dieser Bewegungen behaupten, so Wendt, eine friedlichere und gerechtere Gesellschaft schaffen zu wollen. Doch in Wirklichkeit ähnele ihr Streben eher einem modernen Feudalismus, der die sogenannten Normalbürger verachte und dominieren wolle. Anders als frühere Sozialisten, die vor allem die Kontrolle über Produktionsmittel anstrebten, ziele diese neue Priesterkaste darauf ab, über die moralische Bewertung anderer zu herrschen. Dabei empfinde sie es als ungeheuerlich und empörend, wenn es jemand wage, ihre eigenen Maßstäbe an sie selbst anzulegen.

Wendt illustrierte seine Argumentation mit anschaulichen Beispielen, wie etwa den durchsubventionierten antikapitalistisch-antipatriarchalen Kulturbühnen in Berlin, die von den Steuern der Milchbauern im Allgäu lebten. Es herrsche ein regelrechter Kulturkrieg zwischen zwei Urtypen von Menschen: Denjenigen, die sich obsessiv um die Lebensführung anderer kümmern und Einfluß nehmen möchten, und denjenigen, die sich einfach nur wünschten, von Belehrungen verschont zu bleiben und keinen Ehrgeiz entwickeln, anderen einen bestimmten Lebensstil aufzudrängen.

Wendt gliedert sein Buch in verschiedene Kapitel, darunter „Friede dem Zentrum, Krieg der Peripherie“, „Techniken der Verachtung“, „Ankläger“, „Neue Stämme“ und schließlich einen Entwurf für einen provisorischen Frieden. Interessant ist auch sein Vergleich mit dem Dreißigjährigen Krieg, der verdeutlicht, daß die „neue Priesterkaste“ zwar eine kleine Minderheit ist, jedoch eine beträchtliche Macht über ihre Opfer ausübt, indem sie diese permanent erzieht und mit Verachtung straft.

Ausführlich ging Wendt auch auf die DEI-Richtlinien (Diversity, Equity, Inclusion) ein, die von Unternehmen oft als taktisches Mittel angesehen werden, um linker Kritik zu entgehen. Dabei erläuterte er die unterschiedlichen Herangehensweisen etwa von Jeff Bezos Amazon und Tesla unter Elon Musk, die sich grundlegend unterschieden und damit zugleich ihre jeweilige Haltung zu woken Gesellschaftsmodellen verdeutlichten.

Sehen Sie hier die Lesung in voller Länge:

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