Einig nur im Kampf gegen Männer (mit Video)

Bernhard Lassahn

Bernhard Lassahn blickte zurück auf Geschichte und Tradition des Feminismus

Was ist Feminismus? Eine Weltanschauung, eine Erkenntnismethode oder gar ein Religionsersatz? Ganz so einfach könne man diese Frage nicht beantworten, erläuterte der Berliner Schriftsteller Bernhard Lassahn in seinem Vortrag „Rückblick auf den Feminismus“ am 12. Juli 2023, innerhalb des Feminismus gebe es nämlich keine einheitlichen Traditionslinien. Vielmehr zeichne sich der Feminismus als Sammelbegriff dadurch aus, daß immer neue Gruppen in seinem Namen Sonderrechte für sich beanspruchten.

Lassahn gewährte in seinem Vortrag mehrere Einblicke – von einem historischen bis hin zu einem philosophischen–, um „das wahre Wesen“ des Feminismus freizulegen. Die Problemlage eröffne sich bei diesem Vorgehen allerdings recht früh. Bereits ein flüchtiger Blick in die Geschichte des Feminismus zeige, daß es keine kohärente Tradition gebe, auf die sich die heutige Ausprägung des Feminismus berufen könne. Dementsprechend inhaltsleer sei beispielsweise auch der Rückgriff auf den Weltfrauentag, der historisch betrachtet immer für unterschiedliche Forderungen herhalten mußte und somit nicht einmal eine im nachhinein konstruierte Tradition sein könne. Dies belegten die unterschiedlichen Forderungen, die mit diesem Tag verknüpft worden sind, von der Forderung eines Frauenwahlrechts über das Recht auf Abtreibung bis hin zur Forderung einer Frauenquote in DAX-Vorständen. Diese Uneinheitlichkeit deute darauf hin, daß der Frauentag stets ein Spielball unterschiedlicher Interessengruppen gewesen sei. Noch die führende Vertreterin eines US-amerikanischen Frauenwahlrechts, Carrie Chapman Catt, forderte zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgerechnet deshalb das Frauenwahlrecht ein, um so die weiße Vorherrschaft in den USA zu manifestieren. Sie richtete sich damit dezidiert gegen das Wahlrecht der schwarzen Bevölkerung.

Auch die Berufung auf den Muttertag könne in der Traditionsbildung keine Hilfe leisten, da dieser ebenfalls auf kein einheitliches Feminismusverständnis hindeute. Die überbordende Kommerzialisierung des Muttertags in den USA zeige abermals, wie sehr die feministischen Bestrebungen von den Tendenzen und Interessen des jeweiligen Zeitgeistes gesteuert würden.

Auch ideengeschichtlich sei es schwierig, ein einendes Band für eine bestimmte feministische Vision auszumachen. Im Gegenteil sei es vielmehr so, daß das einzige, was den Feminismus Jahrzehnte lang vereint habe, der Kampf gegen Männer und der damit einhergehende Kampf gegen etablierte Hierarchien sei. Wesensmäßig fehle dem Feminismus also ein definiertes Ziel, für das er kämpfe.

In der anschließenden Diskussion wurde unter anderem deutlich, daß neuere Bewegungen wie LGBTQ und FLINTA, die eine Diversifizierung der Gesellschaft weit über die beiden Geschlechter hinaus fordern, den Feminismus im öffentlichen Diskurs teilweise abgelöst hätten.

Sehen Sie hier den Vortrag in voller Länge:

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