Mao statt Marx: Die ’68er-Kulturrevolution wirkt bis heute fort

Bettina Röhl über die RAF und die Bundesrepublik im Rausch von ’68

Bettina Röhl

Am 24. Oktober 2018 stellte Bettina Röhl ihr aktuelles Buch „Die RAF hat Euch lieb – Die Bundesrepublik im Rausch von ’68“ vor. Die Publizistin vertrat die These, daß die ’68er seinerzeit gesiegt hätten, aber ob ihrer theoretischen Konzeptlosigkeit und Beliebigkeit nichts Positives damit hätten anfangen können. Im Gegenteil begann zum Zeitpunkt ihrer Durchsetzung in der bundesdeutschen Gesellschaft die Diskussion um Gewalt und kurz darauf deren Umsetzung im Terrorismus. Nicht Marx und der Marxismus, sondern Mao Tsetung und seine „Kulturrevolution“ sei der wahre Pate der Studentenrevolte, die sich von Beginn an und bis zu heutigen Epigonen kontinuierlich gegen den Westen und die westlichen Werte richte. Von der Kommune 1 gehe eine lineare Entwicklung zur RAF über die Antifa bis hin zu den gewalttätigen „Protesten“ beim G20-Gipfel 2018 in Hamburg.

Bettina Röhl zeigte in ihrer Mischung aus Lesung und Vortrag den bis heute unterschätzten und heruntergespielten Einfluß Maos auf die Studentenbewegungen in den westlichen Nationen auf. Nicht Marx, Marcuse und die Frankfurter Schule, sondern Maos „Rotes Buch“ und die in China durchgeführte „Kulturrevolution“ seien die Blaupause für „’68“ gewesen und hätten den Anstoß zu einer Kulturrevolution auch in den westlichen Ländern gegeben. In der Volksrepublik China terrorisierte eine kleine Gruppe junger Menschen, organisiert in den Roten Garden, die Bevölkerung, folterte, mordete und verbrachte Menschen in Straflager. Millionen Menschen wurden verfolgt und hunderttausende starben. Obwohl diese Ereignisse auch in deutschen Medien geschildert wurden, hätten sich die ’68er diese Zerstörung von gesellschaftlichem Zusammenleben zum Vorbild genommen. Wer sich die Mühe mache, Interviews oder Schriften von Protagonisten der Studentenbewegung aus jener Zeit zu lesen, werde feststellen, so Röhl, daß es sich zumeist um sehr wirre, widersprüchliche Worthülsen ohne theoretische Fundierung handele. Letztlich sei nur eins klar gewesen, es müsse Protest, Widerstand, Revolution gegen das Bestehende geben, ein Ziel oder ein Alternativkonzepte lagen nicht vor. So sei zunächst der Vietnamkrieg als Menetekel des Westens vorgeschoben worden, dann der Kampf gegen den „Faschismus“, um anschließend die Sache der Palästinenser für sich zu entdecken. Nicht „die“ Sache, sondern irgendeine Sache sei den ’68ern immer wichtig gewesen. Auch die Revolution sei Moden gefolgt. Daß man den deutschen „Faschismus“ verdammte, um dann sogleich das „faschistische“ Israel zu denunzieren, war Nebensache. RAF-Terroristen halfen eilfertig bei Flugzeugentführungen die jüdischen Passagiere von den anderen zu selektieren.

Mit dem Sieg der Studentenbewegung in der Öffentlichkeit und den Institutionen zeigte sich, so Bettina Röhl, daß es nicht um eine Verbesserung der Welt, sondern um die Zerstörung des Vorhandenen ging. Die Akzeptanz der ’68er und ihrer „Anliegen“ in der Gesellschaft führten dann auch folgerichtig zur nächsten Eskalationsstufe, der Gründung der RAF und dem Terror. Es habe immer eine neue „revolutionäre Sau“ durch Dorf getrieben werden müssen. Stets sei es um den Kampf gegen die Werte gegangen, die sich im Westen über Jahrhundert etabliert hatten. ’68 stehe für den Beginn der Protestkultur nur um des Protestes Willen. Diese Geisteshaltung setze sich bis heute fort und sei von der Studentenbewegung der frühen 60er Jahre, über den SDS, die Neuen Linken, die Umweltbewegung, die Antifa bis zu Occupy weitertradiert und bis heute wirkmächtig. Nicht die klassenlose Gesellschaft nach Marx, sondern der Terror einer „erleuchteten“ Minderheit gegen alles Bestehende seien Antrieb und Ziel, so Röhl abschließend. Maos Kulturrevolution in Permanenz, Meinungs-, Gesinnungs- und physischer Terror einer kleinen Avantgarde gegen den „nichtaufgeklärten“ Rest der Menschheit.

 

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