Selbsterkenntnis aus dystopischer Distanz (mit Podcast & Video)

Jörg Bernig las aus seinem neuen Roman „Eschenhaus“

Jörg Bernig beantwortet Fragen aus dem Publikum

Am 27. September 2023 präsentierte der Schriftsteller, Lyriker und Essayist Jörg Bernig seinen neuesten Roman „Eschenhaus“ (Edition Buchhaus Loschwitz) und führte das Publikum mit sommerlich-sinnlichen Textpassagen durch Raum und Zeit. An der idyllischen Küste von Wales beginnt die Entdeckungsreise der Protagonistin Anna. Dort erbte sie ein Haus, das Eschenhaus, von einem wohl sehr guten, ihr persönlich jedoch völlig unbekannten Freund der verstorbenen Eltern. Warum hatte die Zeichnerin und Buchillustratorin Anna das fiktive Land „Bundesrepublik“ überhaupt verlassen? Auf dem alten Kontinent trachtete längst ein neuer Totalitarismus nach den Seelen der Menschen: Otrelia, kurz für Only True Religion. Anna wähnt sich davor in Sicherheit, zumal die britischen Inseln auf unerklärliche Weise ins Meer hinaustreiben.

Dann aber stößt sie auf die Tagebücher ihres Erblassers Norman Argent. Das Waisenkind hatte es in Nordengland zum Literaturwissenschaftler gebracht und Annas dissidentisch eingestellte Eltern bei einem Forschungsaufenthalt an der Universität Leipzig kennengelernt. Ein Lebensweg „vom Exoten zum Exoten zum Exoten“. Aber auch eine verzwickte Liebesgeschichte, die sich in der lauen Sommernacht auf einem entlegenen Bauernhof in der letzten Dekade der DDR anbahnte. Und die sich noch auf die dystopische Wirklichkeit auswirken sollte.

Lobten bisherige Rezensenten den Roman „Eschenhaus“ jüngst als „Meisterstück“ (Uwe Tellkamp) und als „ganz großen Wurf“ (Ralf Rosmiarek), hob ein Publikumsgast hervor, welch existenzielle Fragen „Eschenhaus“ verhandelt. Fragen, die die gegenwärtige Tagespolitik überdauern werden, weshalb das Buch keinesfalls nur in deren Licht zu lesen sei. Auch der Verfasser selbst betonte, daß es mehr leisten wolle als eine bloße Verarbeitung biographischer Ereignisse. So fiel bei der Aussprache im Anschluß an die Lesung ein wiederkehrendes Motiv in Jörg Bernigs Schreiben auf: Ein Individuum muß das gewohnte Umfeld verlassen. Erst aus dieser Distanz lernt es sich selbst und auch seine Gegenwart wieder kennen und schätzen.

Sehen Sie hier den Vortrag in voller Länge:

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