Nicht immer gewann David (mit Video & Podcast)

Andreas Abros über Identitäre Erhebungen in der Geschichte Europas

Andreas Abros bei seinem Vortrag

Am 27. März 2024 stellte Andreas Abros, Lehrer an einem niedersächsischen Gymnasium, sein neues Buch „Identitäre Erhebungen – Streifzüge durch die europäische Geschichte“ vor. Aus der abgeklärten Perspektive des Historikers führte er seine Zuhörer souverän durch eine emotional aufgeladene Geschichte um Mächte, die  gewachsene Identitäten von Völkern mißachteten und versuchten, eine völkerübergreifende Herrschaft durchzusetzen und deren Kultur umzuformen.

Nach seinem vorherigen Buch „Verteidiger des Abendlandes“ widmet sich „Identitäre Erhebungen“ den historischen Verstrickungen ethnopolitischer Machtkämpfe in Blitzlichtern eines gut 2000 Jahre umfassenden Panoramas. Diese Konflikte brachen, so Abros, immer wieder als Konfrontationen zwischen widerständlerischen Freiheitskämpfern „bedrängter nationaler, sprachlicher und religiöser Identitäten“ auf der einen und übermächtigen Imperien auf der anderen Seite aus und glichen nicht selten dem archetypischen Kampf zwischen David und Goliath.

Abros führte vielgestaltig aus, wie die Makkabäer es vollbrachten, die langsame Auflösung in die hellenische Kultur durch ihre standhafte Verteidigung gegen den übermächtigen Seleukidenkönig Antiochus IV. zu verhindern und so „das Judentum im Grunde bis auf den heutigen Tag“ zu retten. Anders dagegen lagen die Dinge bei den von Karl dem Großen bedrängten Sachsen, die sich in ihrem Versuch, sich gegen die gewaltsame Bemächtigung ihrer Kultur durch den christlichen Einfluß zur Wehr zu setzen, nicht behaupten konnten. Sie dienten daher als Beispiel für eine identitäre Erhebung, bei der David dem Goliath unterlag.

Zuletzt stellte Abros die Frage, ob es auch andersartige Ausgänge identitärer Konflikte gegeben habe, Ausgänge also, die weder im Sieg noch in der Niederlage des David oder des Goliath endeten, sondern auf einen Kompromiß hinausliefen. Am Beispiel des deutsch-italienischen Kulturkonfliktes um Südtirol führte er das Publikum in die komplexen Dynamiken moderner Kulturpolitik ein und veranschaulichte einprägsam, wie die Geschichte zuweilen auch unerwartet mehrdeutige Resultate hervorzubringen vermag.

Dem Vortrag folgte eine rege Aussprache, die auch etwaige Parallelen zur aktuellen Lage diskutierte. Ein Verlust der kulturellen Identität könne nur verhindert werden, wenn sich die Völker Europas der eigenen Wurzeln in der griechischen und lateinischen Antike sowie dem Christentum bewußt würden. Zumal in Deutschland sei man durch den dramatischen Niedergang der Kirchen und eine Bildung, die die eigene Tradition kaum mehr thematisiere, davon jedoch denkbar weit entfernt. „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, rief Abros seinen Zuhörern mit Hölderlin abschließend zu. Es bleibe die Hoffnung auf das Unvorhersehbare, das das Blatt der Geschichte schon so manches Mal gewendet habe.

Sehen Sie hier die Lesung in voller Länge:

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