Peking sieht im Kotau der Europäer Angst, respektiert aber nur Stärke

Jhy-Wey Shieh über das Verhältnis von Taiwan zu China

Jhy-Wey Shieh

Am 29. Januar 2020 sprach Jhy-Wey Shieh über das Verhältnis seines Landes zu China nach den gerade abgehaltenen taiwanesischen Präsidentschaftswahlen. Der Repräsentant Taiwans in Deutschland schilderte die Geschichte seines Landes und zeigte die Ursachen der immer noch bedrohlichen Beziehung zu China auf.

Shieh wies darauf hin, daß Taiwan bis 1988 unter Kriegsrecht stand und Tschiang Kai-shek mit seinen vom Festland stammenden Chinesen die Inselbevölkerung unterdrückte. Seitdem habe sich Taiwan selbständig entwickelt und sei heute eine Demokratie nach westlichem Standard, mit unabhängigem Rechtsstaat, Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit. Aufgrund der geopolitischen Situation sei sein Land aber von nur wenigen Staaten anerkannt, da sich die meisten – so auch Deutschland und die ganze Europäische Union – Pekings Willen beugten.

Der Professor für Germanistik und Literaturwissenschaft beschrieb dann zunächst, wie aufgrund der sogenannten Ein-China-Politik der völkerrechtliche Status Taiwans umstritten sei und Peking das Ziel der Angliederung Taiwans, ähnlich wie mit Hong Kong oder Macau, verfolge. Taiwan als eigenständiger Staat sei aufgrund der strategischen Lage der Insel nicht im chinesischen Interesse. Taiwan könne Peking die Möglichkeit bieten, die Handelsroute über das Ostchinesische Meer, das Südchinesische Meer und den Pazifik zu kontrollieren. Hier verlaufe etwa ein Viertel des Welthandels. Den wichtigen Seeweg offenzuhalten und damit auch Taiwan zu unterstützen, leisten sich derzeit nur die USA, indem sie mit Kriegsschiffen dort patrouillierten und Stärke gegenüber China zeigten. Peking verstehe nur diese Sprache und zeige keine Gegenreaktion. Die Europäer wollten dagegen durch vorauseilenden Gehorsam für Tauwetter sorgen. Aber dies, so Shieh, ergebe kein Tauwetter, sondern nur „Kotau-Wetter“. Das Einknicken vor Peking werde dort als Angst gedeutet, weshalb er nur empfehlen könne, daß auch die Europäer, um ihretwillen, aber vielleicht auch zur Unterstützung Taiwans, selbstbewußter gegenüber Peking auftreten und sich nicht alles gefallen lassen sollten.

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