»The best Emperor the Habsburgs never had«

Gergely Prőhle bei seinem Vortrag

Der letzte österreichisch-ungarische Kronprinz Otto von Habsburg (1912–2011) war nicht nur ein europa- und weltweit aktiver Politiker, sondern auch ein diplomatisch überaus geschickter konservativer Netzwerker. So lautete die Kernthese eines Vortrags, den der ehemalige ungarische Botschafter in Deutschland und heutige Direktor der Otto-von-Habsburg-Stiftung in Budapest, Gergely Prőhle, am 1. März 2023 in der Bibliothek des Konservatismus (BdK) hielt.

In seinen Ausführungen schilderte Prőhle zunächst die Arbeit der von ihm geleiteten Stiftung, die sich der Bewahrung des materiellen sowie der Pflege des geistigen Erbes Otto von Habsburgs gleichermaßen verschrieben habe. Diesem Zweck diene neben der Veröffentlichung eigener Publikationen auch der regelmäßige Austausch mit Wissenschaftlern und Politikern sowie die Zusammenarbeit mit international tätigen Institutionen wie Archiven und Museen. So konnte auch die BdK im Dezember 2022 eine Gruppe von drei Wissenschaftlern des Instituts begrüßen, die zur Rezeption Otto von Habsburgs in deutschsprachigen konservativen Publikationen nach 1945 forschten.

Zu den ersten Ergebnissen der Aufarbeitung des Nachlasses Otto von Habsburgs gehörte unter anderem eine vertiefte Einsicht in dessen Netzwerkarbeit, so Prőhle. Inhaltlich habe Otto von Habsburg für eine europäische Integration gestanden, die er auf der Grundlage christlich-abendländischer Werte verwirklicht sehen wollte. In diesem Zusammenhang setzte er sich intensiv für die Paneuropäische Bewegung und eine enge Visegrad-Kooperation ein, pflegte gleichzeitig aber auch transatlantische Beziehungen sowie den interreligiösen Dialog.

Darüber hinaus nutzte er konsequent alle Möglichkeiten, die ihm als letztem Kronprinzen der Donaumonarchie offenstanden. So habe er stets den Kontakt zu anderen europäischen Königshäusern, aber auch zu den ungarischen Legitimisten im Exil gesucht. Otto von Habsburg sei, so hieß es bei ihnen scherzhaft, »the best Emperor the Habsburgs never had«. Der christlichen Erneuerung dienten persönliche Kontakte zu drei Päpsten sowie seine Stellung als Großmeister des österreichischen Zweigs des Ordens vom Goldenen Vlies von 1922 bis 2000.

Wanderausstellung zu Otto von Habsburg im Lesesaal

Neben der christlichen Erneuerung Europas war der Antikommunismus ein zentrales Anliegen Otto von Habsburgs. Federführend arbeitete er in antikommunistischen Organisationen mit, unter anderem im Comité International de Défense de la Civilisation Chrétienne (CIDCC) sowie im Centre Européen de Documentation et d’Information (CEDI). Ab den 1950er Jahren beteiligte er sich zudem an dem geheimen außenpolitischen Forum Le Cercle, das sich der Integration eines katholischen Europas verschrieben hatte, sowie am Institut d’Études Politiques Vaduz, das konservative Eliten aus der ganzen Welt vereinigte. Enge Verbindungen unterhielt Otto von Habsburg zudem zu US-amerikanischen konservativen Denkfabriken, so zur Heritage Foundation unter ihrem Präsidenten Edwin J. Feulner. In der Mont Pelerin Society traf er auf marktwirtschaftlich orientierte Wissenschaftler aus der ganzen Welt.

Neben etlichen Büchern hat Otto von Habsburg auch zahlreiche Beiträge für konservative Periodika verfaßt, unter anderem für das „Neue Abendland“ und die „Zeitbühne“. Sie alle sind in der BdK verfügbar, so daß sich der thematische Kreis um Otto von Habsburg an diesem Abend auf sinnfällige Weise schloß.

Audio- und Videomitschnitte des Vortrags fin den Sie demnächst auf dieser Seite.

Die Bibliothek des Konservatismus (BdK) ist ein Ort konservativen Denkens und Schaffens in Berlin. Sie dient gleichermaßen dem Sammeln und Erhalten konservativer Literatur, wie der Weiterentwicklung konservativen Gedankenguts durch Vorträge und Publikationen.

Mehr Informationen...

Kategorien